Vom Wissen zum Handeln (Psychologie und gesellschaftliches Engagement #1)

Shownotes

An Wissen über die komplexen Zusammenhänge in unserer Welt und die vielfältigen globalen Krisen mangelt es nicht, auch vielfältige Lösungsansätze gibt es bereits. Und trotz alledem scheint es uns schwer zu fallen, ins Handeln zu kommen. Woran liegt das? Was hält uns vom Handeln ab? Und was ermutigt Menschen dazu, ins Handeln zu kommen?

Umweltpsychologin Marie Heitfeld aus dem Bildungsteam von Germanwatch weiß: Es sind eine Reihe psychologischer Faktoren, die hier eine große Rolle spielen. Im Gespräch mit ihrer Kollegin Daniela Baum erklärt sie, was uns individuell zu Verhaltensänderungen motivieren kann und warum es wichtig ist, dass wir über uns selbst hinauszublicken. Gerade bei so großen Herausforderungen wie der Klimakrise ist es notwendig, sich gemeinsam mit anderen für gesellschaftliche Veränderungen einzusetzen und so kollektiv wirksam zu werden. Wie es gelingt, Menschen zu kollektivem Engagement zu ermutigen, und wie umweltpsychologische Erkenntnisse in der Bildungsarbeit genutzt werden können, erfahrt ihr in dieser Podcast-Folge.


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Idee: Daniela Baum

Redaktion: Elisa Thomaset

Schnitt: Franca Bruder

Musik: perplex


Diese Folge wurde gefördert von Engagement Global mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie von der Postcode-Lotterie.

Transkript anzeigen

00:00:00: Marie Heitfeld: Wir unterschätzen, wie stark unser eigenes Verhalten eigentlich davon beeinflusst

00:00:03: Marie Heitfeld: ist, welchen Gruppen wir uns zugehörig fühlen. Wenn wir als Gruppe das Gefühl

00:00:07: Marie Heitfeld: haben, da ist ein Problem und wir können dem aber etwas entgegensetzen,

00:00:10: Marie Heitfeld: das ist natürlich total einflussgebend auch auf mein persönliches Handeln.

00:00:15: Elisa Thomaset: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Zukunftsfähig,

00:00:19: Elisa Thomaset: dem German Watch Podcast für eine nachhaltige globale Gesellschaft.

00:00:23: Elisa Thomaset: Mit dieser Folge starten wir in eine neue Reihe und überlegen,

00:00:26: Elisa Thomaset: wie Psychologie und gesellschaftliches Engagement zusammenhängen.

00:00:29: Elisa Thomaset: Habt ihr euch vielleicht auch schon mal gefragt, was uns eigentlich dazu motiviert,

00:00:33: Elisa Thomaset: aktiv zu werden oder uns manchmal vielleicht auch genau davon abhält?

00:00:37: Elisa Thomaset: Und welche psychologischen Faktoren spielen dabei eigentlich eine Rolle?

00:00:41: Elisa Thomaset: In der heutigen Folge widmen sich unsere Kolleginnen Marie Heidfeld und Daniela

00:00:45: Elisa Thomaset: Baum aus dem Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung, kurz BNE,

00:00:48: Elisa Thomaset: genau diesen Themen und stellen sich die Frage, wie kommen wir vom Wissen ins Handeln?

00:00:54: Daniela Baum: Hallo, herzlich willkommen zu unserer ersten Folge in unserer Podcast-Reihe

00:00:59: Daniela Baum: Psychologie für die Transformation.

00:01:01: Daniela Baum: Mein Name ist Daniela Baum, ich arbeite für Germanwatch im Bildungsteam und

00:01:08: Daniela Baum: meine Kollegin, mit der ich hier sitze, ist Marie Heidfeld. Hallo Marie.

00:01:11: Marie Heitfeld: Marie Heidfeld Hallo.

00:01:13: Daniela Baum: Wie kann es eigentlich sein, dass wir so viel wissen inzwischen über globale

00:01:18: Daniela Baum: Krisen, über das, wie wir uns verändern müssten.

00:01:24: Daniela Baum: Wir haben sogar im Wesentlichen alle Technologien parat, um unsere Gesellschaft

00:01:29: Daniela Baum: verändern zu können, um eine Energietransformation voranzuschieben.

00:01:33: Daniela Baum: Das heißt, wir wissen sehr viel, tun dann aber doch nicht das,

00:01:37: Daniela Baum: was wir eigentlich schon wissen, was wir tun könnten.

00:01:42: Daniela Baum: Und noch dazu ist das Phänomen ja, da gibt es auch Studien vom Umweltbundesamt

00:01:48: Daniela Baum: vor allen Dingen genau das Milieu,

00:01:51: Daniela Baum: also die gebildeten und akademischen, den größten CO2-Fußabdruck haben,

00:01:56: Daniela Baum: weil sie einfach in der Regel über mehr finanzielle Ressourcen verfügen.

00:02:00: Daniela Baum: Und das wiederum bedeutet, dass sie dann mit ihrem Handeln, ihren Wirtschaften mehr CO2 ausstoßen.

00:02:08: Daniela Baum: Was ist da los, Marie?

00:02:10: Marie Heitfeld: Ja, was ist da los? Also erstmal würde ich vorweg vielleicht sagen,

00:02:13: Marie Heitfeld: genau, ich bin Psychologin, Ich bin Psychologin, hab mich eben im Bereich Umweltpsychologie

00:02:17: Marie Heitfeld: spezialisiert und in diesem Bereich dreht sich eben im Kern viel um diese Frage,

00:02:21: Marie Heitfeld: wie kommen wir eigentlich vom Wissen zum Handeln?

00:02:25: Marie Heitfeld: Insgesamt ist die Umweltpsychologie ein noch größeres Feld, also da geht es

00:02:28: Marie Heitfeld: allgemein um die Interaktion von Mensch und Umwelt.

00:02:32: Marie Heitfeld: Das kann also auch die Erforschung von natürlicher oder gebauter Umwelt auf

00:02:37: Marie Heitfeld: die menschliche Gesundheit sein, also wie zum Beispiel Grünflächen in Städten

00:02:40: Marie Heitfeld: zum Wohlbefinden von Menschen beitragen.

00:02:43: Marie Heitfeld: Und andersherum eben der Einfluss von Menschen auf die Umwelt und da eben im

00:02:47: Marie Heitfeld: Kern die Frage, die Daniela, die du gerade angeskizziert hast,

00:02:51: Marie Heitfeld: warum wir denn, obwohl wir so viel wissen, Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017

00:02:54: Marie Heitfeld: nicht schneller zu Veränderungen kommen. Beziehungsweise positiv formuliert,

00:02:58: Marie Heitfeld: was uns denn ermutigt und bewegt und motiviert, wenn wir individuell oder auch

00:03:04: Marie Heitfeld: kollektiv unser Verhalten ändern oder uns engagieren.

00:03:07: Daniela Baum: Darf ich da kurz fragen, wie kann man sich das vorstellen im Bereich der Psychologie?

00:03:12: Daniela Baum: Wie groß ist dieser ganze Bereich der Umweltpsychologie denn?

00:03:15: Daniela Baum: Weil ich muss zugeben, bevor du in unser Team gekommen bist,

00:03:18: Daniela Baum: hatte ich von Umweltpsychologie noch so ziemlich gar nichts gehört.

00:03:23: Daniela Baum: Ich finde es aber super spannend und habe so das Gefühl, es gibt immer mehr

00:03:28: Daniela Baum: Menschen, die in dem Bereich auch aktiv werden und die auch diese psychologischen

00:03:31: Daniela Baum: Faktoren mit reinnehmen,

00:03:33: Daniela Baum: das Nachdenken darüber, wie können wir dann eigentlich unsere Welt,

00:03:37: Daniela Baum: unsere Gesellschaft nachhaltig entwickeln.

00:03:38: Marie Heitfeld: Total. Also ich würde sagen, das war lange eine sehr kleine Nische.

00:03:43: Marie Heitfeld: Die gibt es jetzt schon seit mehr als zwei Jahrzehnten.

00:03:48: Marie Heitfeld: Aber genau, sie war am Anfang eine sehr kleine Nische der angewandten Sozialpsychologie.

00:03:52: Marie Heitfeld: Und es wird halt eben mit dem Bewusstsein globaler Krise und insbesondere der

00:03:56: Marie Heitfeld: Klimakrise steigt natürlich auch das Interesse vieler Wissenschaftlerinnen und

00:04:01: Marie Heitfeld: Wissenschaftler in diesem Bereich,

00:04:02: Marie Heitfeld: in Sozialpsychologien, politischer Psychologie,

00:04:06: Marie Heitfeld: Kommunikationspsychologie, also Felder, die irgendwie damit zu tun haben,

00:04:08: Marie Heitfeld: auch an den anwendungsbezogenen Nutzen, die diese Forschung für die notwendigen

00:04:15: Marie Heitfeld: Veränderungen, die wir in unserer Gesellschaft brauchen, Und deswegen wächst das Feld.

00:04:19: Marie Heitfeld: Also da stimmt deine Wahrnehmung auf jeden Fall. Es gibt mittlerweile mehr und

00:04:22: Marie Heitfeld: mehr Unis auch in Deutschland, die entweder Forschungsgruppen haben oder sogar

00:04:26: Marie Heitfeld: auch Masterstudiengänge dazu anbieten.

00:04:29: Marie Heitfeld: Also das wächst das Feld erfreulicherweise. Und es verändert sich.

00:04:33: Marie Heitfeld: Und das sage ich auch jetzt gerade direkt zu Beginn, weil sich das schon ein

00:04:36: Marie Heitfeld: bisschen auf deine Frage bezieht, wie kommen wir denn vom Wissen zum Handeln?

00:04:38: Marie Heitfeld: Ich würde sagen, genauso wie in der BNE-Szene, im Bereich Bildung für nachhaltige

00:04:43: Marie Heitfeld: Entwicklung, Entwicklung findet auch im Bereich der Umweltpsychologie gerade

00:04:47: Marie Heitfeld: so eine Fokusverschiebung statt.

00:04:49: Marie Heitfeld: Weg nur von der Erforschung individueller Verhaltensänderungen und Verhaltensweisen,

00:04:54: Marie Heitfeld: also die Frage, warum recycelt ein Mensch oder nicht oder warum wechselt er

00:04:59: Marie Heitfeld: den Stromanbieter oder nicht.

00:05:01: Marie Heitfeld: Oder verändert sein Mobilitätsverhalten hin zur Frage, wann engagieren Menschen

00:05:06: Marie Heitfeld: sich gemeinsam für eine gerechtere oder sozial- und ökologisch nachhaltige Welt?

00:05:10: Marie Heitfeld: Also, das zu Beginn. Da gibt's irgendwie grad eine Fokusverschiebung im Bereich

00:05:14: Marie Heitfeld: der Umweltpsychologie.

00:05:15: Marie Heitfeld: Und ich kann da gleich gerne auf ein paar Faktoren näher eingehen.

00:05:18: Marie Heitfeld: Und einen anderen Punkt wollte ich aber auch noch so als Vorwort,

00:05:21: Marie Heitfeld: wenn wir jetzt irgendwie über Umweltpsychologie sprechen, vorwegschieben,

00:05:24: Marie Heitfeld: wenn mich jemand fragt, so wie du jetzt, warum verändern wir denn unser Verhalten

00:05:29: Marie Heitfeld: nicht, obwohl wir es besser wissen oder so?

00:05:31: Marie Heitfeld: Und da finde ich es ganz wichtig, auch anzuerkennen und zu sagen,

00:05:33: Marie Heitfeld: dass die Psychologie uns da natürlich auch Antworten bieten kann,

00:05:36: Marie Heitfeld: aber dass gleichzeitig ganz viel von dem, was irgendwie unser Verhalten beeinflusst,

00:05:41: Marie Heitfeld: ja auch in den Rahmenbedingungen und Strukturen einfach gegeben ist.

00:05:44: Marie Heitfeld: Da gibt es eine andere Folge ja auch zu, wo wir uns über den Handabdruck unterhalten,

00:05:47: Marie Heitfeld: wo es auch darum geht, dass eben solange nachhaltiges Verhalten irgendwie schwerer,

00:05:52: Marie Heitfeld: teurer, komplizierter ist, dass

00:05:55: Marie Heitfeld: ganz viele Menschen eben ihr Verhalten wahrscheinlich nicht ändern werden.

00:05:58: Daniela Baum: Genau. Was sind denn so die Hemmnisse, die uns vom anderen Verhalten abhalten?

00:06:06: Marie Heitfeld: Ja, dann starten wir mal rein. Also ich würde, wie gesagt, so ein bisschen unterscheiden

00:06:09: Marie Heitfeld: zwischen der Frage von individuellen Verhaltensänderungen und Motivatoren für

00:06:14: Marie Heitfeld: gemeinsames Engagement.

00:06:15: Marie Heitfeld: Und wenn wir uns jetzt individuelles Verhalten anschauen, ist erstmal,

00:06:20: Marie Heitfeld: also sagt man, das ist eine ganz grundlegende Voraussetzung,

00:06:22: Marie Heitfeld: ein Problembewusstsein.

00:06:24: Marie Heitfeld: Also dass ich erstmal überhaupt anerkenne, ja, wir haben da eine große Herausforderung,

00:06:28: Marie Heitfeld: ob jetzt mit Biodiversitätsverlust, Ressourcenübernutzung, Klimakrise,

00:06:31: Marie Heitfeld: was auch immer. Ich bin mir des Problems bewusst.

00:06:33: Marie Heitfeld: Dann als zweiten Faktor ein Verantwortungsgefühl. Also ich habe auch das Gefühl,

00:06:37: Marie Heitfeld: dass mein Verhalten entweder negativ zum Problem oder auch positiv zur Lösung

00:06:43: Marie Heitfeld: irgendwie beitragen kann. dass ich da auch verantwortlich bin.

00:06:48: Marie Heitfeld: Und dann als dritten Punkt erstmal zu diesem Paket sozusagen eine Selbstwirksamkeitserwartung,

00:06:53: Marie Heitfeld: also auch die Annahme, dass wenn ich irgendetwas tue oder etwas verändere,

00:06:57: Marie Heitfeld: dass es auch eben einen Effekt hat auf die Lösung von einem Problem.

00:07:02: Marie Heitfeld: Dann spielt gerade bei so individuellen

00:07:04: Marie Heitfeld: Verhaltensänderungen auch so ein Kosten-Nutzen-Abwägung mit rein.

00:07:07: Marie Heitfeld: Also, dass ich überlege, wie viel Aufwand ist jetzt das, eine bestimmte Verhaltensveränderung

00:07:11: Marie Heitfeld: beispielsweise jetzt mit dem Fahrrad oder mit den Öffis statt mit dem Auto zur

00:07:15: Marie Heitfeld: Arbeit zu fahren und wie ist irgendwie der Nutzen und das nicht nur auf einer

00:07:18: Marie Heitfeld: Kosten-, also auf einer finanziellen Ebene, sondern auf so einer Verhaltensebene.

00:07:21: Marie Heitfeld: Also kann der Nutzen sein, dass ich mit dem Fahrrad schneller bin.

00:07:24: Marie Heitfeld: Kosten kann aber auch sein, dass ich nass werde, wenn es regnet oder so.

00:07:26: Marie Heitfeld: Also dass ich so auch pragmatisch als Mensch ja einfach meine Entscheidungen irgendwie abwäge.

00:07:32: Marie Heitfeld: Dann natürlich auch ein ganz großer Faktor sind Gewohnheiten.

00:07:35: Marie Heitfeld: Also wenn ich irgendwie meine Ernährung umstellen möchte oder auf biologischere

00:07:39: Marie Heitfeld: Ernährung umsteigen möchte,

00:07:40: Marie Heitfeld: aber auf meinem Heimweg, wo ich seit 20 Jahren zu meiner Arbeit war,

00:07:43: Marie Heitfeld: liegt halt der und der eine große Supermarkt, wo ich immer einkaufe und der

00:07:47: Marie Heitfeld: hat irgendwie nicht so viel Bio im Sortiment.

00:07:49: Marie Heitfeld: Hier vielleicht auch direkt, das nicht nur als Hemmnis zu beschreiben,

00:07:51: Marie Heitfeld: vielleicht da direkt auch ein aus der Psychologie Lösungsansatz,

00:07:55: Marie Heitfeld: der sich abseiten lässt, dass sich Gewohnheiten am leichtesten dann ändern lassen,

00:07:58: Marie Heitfeld: wenn ich gerade ohnehin eine große Veränderung in meinem Leben habe,

00:08:02: Marie Heitfeld: wenn ich gerade umziehe oder den Job wechsle, dass ich mit solchen größeren

00:08:06: Marie Heitfeld: oder ein Kind kriege oder Großeltern werde oder was auch immer,

00:08:10: Marie Heitfeld: dass ich mit so größeren Veränderungen, gut auch Veränderungen im Kleinen mit

00:08:14: Marie Heitfeld: anstoßen kann, dass das leichter ist.

00:08:16: Daniela Baum: Ja, das dachte ich auch gerade.

00:08:18: Daniela Baum: Bei allen Sachen, die du geschildert hast, so eine Komponente,

00:08:22: Daniela Baum: das oder man kann immer darüber nachdenken, wie kann man das dann überwinden?

00:08:26: Daniela Baum: Und da gibt es ja ganz viele Sachen, die man auch extern, also an den Strukturen

00:08:30: Daniela Baum: so verändern kann, um dann eben die Gewohnheiten zu verändern oder ein Verhalten

00:08:35: Daniela Baum: ja letztlich naheliegender zu machen.

00:08:39: Daniela Baum: Wenn es dann günstiger ist, wenn wir kennen ja auch die die Debatte um das Nahverkehrsticket,

00:08:45: Daniela Baum: das günstige, was ja jetzt mal Im Pilotversuch getestet wurde und dann auch

00:08:51: Daniela Baum: nochmal neu eingeführt wird jetzt.

00:08:52: Daniela Baum: Bisschen teurer, aber ich bin gespannt, was sich da so alles verändern wird

00:08:57: Daniela Baum: im Mobilitätsverhalten auch. Es gibt so ganz viele Haken, wo man auch drumherum

00:09:02: Daniela Baum: sozusagen die Rahmenbedingungen verändern kann, um das Hemmnis zu überwinden.

00:09:07: Marie Heitfeld: Total. Und interessanterweise übrigens hat der letzte der neue IPCC-Bericht

00:09:12: Marie Heitfeld: ein ganzes Kapitel diesen Erkenntnissen gewidmet.

00:09:16: Daniela Baum: IPCC ist der Weltklimarat, weil wir öfters mal so mit Kürzeln arbeiten,

00:09:20: Daniela Baum: die vielleicht auch nicht alle kennen. Genau.

00:09:22: Marie Heitfeld: Und in diesem IPCC-Bericht sind sonst ja vor allem auch aus der Physik zum Beispiel

00:09:27: Marie Heitfeld: Erkenntnisse mit drin gewesen,

00:09:29: Marie Heitfeld: wo es darum ging, auf welchen Faden müssen wir, wie viel können wir,

00:09:32: Marie Heitfeld: wie viel Emissionen einsparen, was sind Szenarien, wie sich bei einer bestimmten

00:09:36: Marie Heitfeld: Temperaturanstieg die Auswirkungen auf verschiedene Ökosysteme und auf den Menschen

00:09:41: Marie Heitfeld: abzeichnen und so weiter und so fort.

00:09:44: Marie Heitfeld: Stark, also ein größeres Kapitel mit Erkenntnissen aus der verhaltenswissenschaftlichen

00:09:48: Marie Heitfeld: Forschung eben mit drin steht, ist neu.

00:09:51: Marie Heitfeld: Und da jetzt auch nochmal kleinen Exkurs, kommt meines Erachtens aus der zunehmenden

00:09:56: Marie Heitfeld: Erkenntnis, dass wir eben technische und politische Lösungen haben,

00:09:59: Marie Heitfeld: aber an verschiedenen Stellen eben Hindernisse, ja.

00:10:05: Marie Heitfeld: Im Bereich der Akzeptanz, der Kommunikation, also letztendlich soziologische,

00:10:09: Marie Heitfeld: soziale und psychologische Hemmnisse eben sind, die uns bei einer Transformation

00:10:14: Marie Heitfeld: auch im Weg stehen und dass es da total wichtig ist, solche Erkenntnisse eben

00:10:17: Marie Heitfeld: zu beachten, wenn wir politische Maßnahmen und Interventionen und so weiter gestalten.

00:10:21: Daniela Baum: Ja, es ist, glaube ich, ein größeres Bewusstsein dafür, dass der Faktor Mensch

00:10:24: Daniela Baum: letztlich die große Rolle spielt bei so einer Transformation.

00:10:29: Marie Heitfeld: Ja, und wenn wir dann jetzt nochmal den Blick zurückwerfen auf so Faktoren,

00:10:32: Marie Heitfeld: wo ich gerade war, so ein paar zumindest aufzuzählen, finde ich zwei noch total

00:10:36: Marie Heitfeld: wichtig zu erwähnen. Einmal die Rolle von Emotionen.

00:10:41: Marie Heitfeld: Also, ja, das ist ein riesiges Feld, können wir gleich auch nochmal auf verschiedene

00:10:44: Marie Heitfeld: Elemente davon eingehen.

00:10:46: Marie Heitfeld: Aber wenn ich mit Freude auf eine Veränderung blicke oder wenn ich die gemeinsam mit anderen angehe,

00:10:54: Marie Heitfeld: denke, dass es vielleicht Spaß machen wird oder dass es mir auch was Positives

00:10:58: Marie Heitfeld: irgendwie mit sich bringt oder dass ich stolz bin auf etwas,

00:11:01: Marie Heitfeld: was ich verändert habe, dann sind das natürlich eher Emotionen,

00:11:05: Marie Heitfeld: die auch dazu beitragen, dass ich irgendwie aktiv werde oder was verändere,

00:11:08: Marie Heitfeld: während negative Frames ja vielleicht eher Verhaltensänderungen hemmen.

00:11:12: Marie Heitfeld: Ich gehe da gleich nochmal intensiver, glaube ich, darauf ein,

00:11:15: Marie Heitfeld: wenn es darum geht, warum engagieren wir uns? Da ist es, denke ich, besonders relevant.

00:11:18: Marie Heitfeld: Und damit zusammenhängt der zweite Faktor, den ich gerade noch erwähnen wollte, soziale Normen.

00:11:24: Marie Heitfeld: Und das ist mir ganz wichtig, am Ende nochmal zu betonen, weil das,

00:11:28: Marie Heitfeld: glaube ich, unterschätzt wird, weil wir oft denken, ja, ich hab ja meine eigene

00:11:31: Marie Heitfeld: Überzeugung und nach der handel ich auch. In verschiedensten Lebensbereichen,

00:11:35: Marie Heitfeld: jetzt auch nicht nur im Bezug auf Nachhaltigkeit.

00:11:38: Marie Heitfeld: Und dass wir unterschätzen, wie stark unser eigenes Verhalten eigentlich davon

00:11:41: Marie Heitfeld: beeinflusst ist, welchen Gruppen wir uns zugehörig fühlen.

00:11:43: Marie Heitfeld: Und dass wir, ja, wenn wir in unserem Umfeld viele Menschen haben,

00:11:48: Marie Heitfeld: die sehr großen Wert darauf legen, sich ökologisch oder klimagerecht zu verhalten

00:11:54: Marie Heitfeld: und wo zum Beispiel Fliegen total verpönt ist, natürlich ist es dann leicht

00:11:58: Marie Heitfeld: für mich auch nicht zu fliegen oder leichter oder weniger zu fliegen.

00:12:03: Marie Heitfeld: Beziehungsweise würde es fast ja ein Hemmnis auch schon dafür sein,

00:12:06: Marie Heitfeld: in Urlaub zu fliegen. Wenn aber in meinem Umfeld öko sein oder so total verpönt

00:12:11: Marie Heitfeld: ist und alle meine Freunde einfach immer gemeinsam sogar vielleicht irgendwie

00:12:15: Marie Heitfeld: nach Mallorca in Urlaub fliegen, dann ist es natürlich viel schwieriger für mich.

00:12:18: Marie Heitfeld: Nicht, weil ich Teil der Gruppe sein möchte, weil wir Menschen ein Grundbedürfnis

00:12:22: Marie Heitfeld: dazu haben, dazu zu gehören zu unseren Gruppen.

00:12:24: Marie Heitfeld: Es ist natürlich viel schwieriger da für mich, mein Verhalten zu verändern.

00:12:28: Marie Heitfeld: Und darüber hinaus ist es ja nicht nur das direkte Verhalten,

00:12:31: Marie Heitfeld: sondern auch die Wahrnehmung dann von Problemen wie der Klimakrise,

00:12:34: Marie Heitfeld: die ich aus der Brille von der sozialen Gruppe wahrnehme.

00:12:38: Daniela Baum: Dieser Effekt, dass man sich in seinem Umfeld auch was abguckt,

00:12:43: Daniela Baum: der ist ja auch wirklich nicht zu unterschätzen.

00:12:46: Daniela Baum: Ich hatte auch mal ein Gespräch mit dem Klimaschutzmanager aus dem Rhein-Hunds-Rückkreis

00:12:50: Daniela Baum: und die sind ja wirklich absoluter Vorreiter in Sachen Ausbau von regenerativen Energien.

00:12:56: Daniela Baum: Und der sagte auch, dass es wirklich, wenn einer in der Straße anfängt und sich

00:13:01: Daniela Baum: so eine Photovoltaikanlage aufs Dach setzt, ein Jahr später kommt er da vorbei,

00:13:07: Daniela Baum: dann haben irgendwie alle Nachbarn auch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach.

00:13:11: Daniela Baum: Es ist ein sehr starker Multiplikationseffekt, weil die Leute natürlich auch

00:13:16: Daniela Baum: sehen, ah, guck mal, der macht da was und das funktioniert richtig gut und vielleicht

00:13:21: Daniela Baum: verdient er sogar noch Geld damit.

00:13:23: Daniela Baum: Und ja klar, da wollen natürlich auch alle anderen so ein bisschen mitmischen und sich beteiligen.

00:13:29: Marie Heitfeld: Ja, super Beispiel. Da gibt es tatsächlich auch Studien genau zu diesem Effekt

00:13:32: Marie Heitfeld: mit den Photovoltaikanlagen, wie die sich multiplizieren können,

00:13:36: Marie Heitfeld: wenn sie in der Nachbarschaft verstärkt angebaut werden.

00:13:39: Marie Heitfeld: Was mir dazu auch noch einfällt, ist, dass leider es so ist,

00:13:43: Marie Heitfeld: dass wir in Deutschland, aber gibt es auch eine ganz,

00:13:46: Marie Heitfeld: ganz große Studie aus den USA dazu, unterschätzen, wie groß die Zustimmung anderer

00:13:52: Marie Heitfeld: Menschen und die Bereitschaft, sich klimafreundlicher zu verhalten, ist in unserem Umfeld.

00:13:59: Marie Heitfeld: Also dass das ganz, ganz stark unterschätzt wird.

00:14:04: Marie Heitfeld: Und viele dementsprechend auch so einem Gedanken verfallen können,

00:14:09: Marie Heitfeld: ja, wenn die anderen alle das nicht machen, sich nicht klimafreundlich verhalten,

00:14:13: Marie Heitfeld: so, dann will ich auch nicht der Blöde sein sozusagen, der verzichtet.

00:14:17: Marie Heitfeld: Jetzt mal in diesem Narrativ gesprochen, was ich selber nicht teile.

00:14:21: Marie Heitfeld: Und genau diesbezüglich, glaube ich, da ist eine super große Kommunikationschance

00:14:26: Marie Heitfeld: eigentlich oder wäre auch eine Verantwortlichkeit von Medien,

00:14:29: Marie Heitfeld: hier stärker aufzuzeigen, was die Ergebnisse eigentlich von Meinungsumfragen

00:14:33: Marie Heitfeld: sind und dass oft an vielen Stellen die Bereitschaft und die Akzeptanz verschiedener

00:14:37: Marie Heitfeld: klimapolitischer Maßnahmen höher ist, als viele Menschen annehmen.

00:14:41: Marie Heitfeld: Also es einfach unterschätzt wird, dass das natürlich gerade weil soziale Normen

00:14:45: Marie Heitfeld: so mächtig sind, auch ein Hemmnis sein kann.

00:14:48: Daniela Baum: Die Faktoren, die du gerade genannt hast, die uns davon abhalten, gleichwertig?

00:14:54: Daniela Baum: Oder gibt es da einen Bereich, wo du sagst, da haben wir noch besonders großen Nachholbedarf?

00:15:02: Daniela Baum: Du nanntest gerade auch, dass die Medien eine Rolle spielen in der Wahrnehmung.

00:15:07: Daniela Baum: Wie ist mein Umfeld überhaupt eingestellt in Sachen nachhaltigem Verhalten?

00:15:11: Daniela Baum: Gibt es da noch so andere Punkte, wo du sagst, Das ist eigentlich total wichtig,

00:15:15: Daniela Baum: da noch mal mehr drauf zu schauen und da was zu verändern.

00:15:19: Marie Heitfeld: Also ich würde sagen, das hängt wieder jetzt auch davon ab, was für eine Art

00:15:22: Marie Heitfeld: von Veränderung wir uns dann anschauen.

00:15:26: Marie Heitfeld: Um das vielleicht auch noch mal so ein bisschen aufzurollen als Feld,

00:15:29: Marie Heitfeld: wo ich denke, dass die Psychologie da auch irgendwie zu forschen,

00:15:31: Marie Heitfeld: was beitragen kann, ist eben diese Frage oder ein Verständnis auch dafür zu entwickeln,

00:15:36: Marie Heitfeld: wie eben unterschiedliche Leute mit dieser Krise umgehen und nicht nur zu verurteilen,

00:15:41: Marie Heitfeld: wenn manche Menschen irgendwie sich schwer tun, etwas zu verändern,

00:15:44: Marie Heitfeld: Veränderung zu akzeptieren, sondern besser zu verstehen, was für Bedürfnisse

00:15:47: Marie Heitfeld: stehen denn dahinter und wie gehen Menschen eben mit diesen Emotionen um.

00:15:50: Marie Heitfeld: Man kann das, das ist eine lose Analogie,

00:15:53: Marie Heitfeld: würde ich sagen, aber man kann das vielleicht auch vergleichen mit dem Angriff

00:15:57: Marie Heitfeld: sozusagen eines wilden Tieres als Gefahr, die mal evolutionsbiologisch auf den

00:16:01: Marie Heitfeld: Menschen bestand, so, wo wir dann drei Möglichkeiten hatten,

00:16:05: Marie Heitfeld: irgendwie zu reagieren.

00:16:06: Marie Heitfeld: Wir konnten weglaufen vor dem wilden Tier, wir konnten uns totstellen,

00:16:10: Marie Heitfeld: also irgendwie so erstarren oder wir konnten kämpfen, aktiv werden.

00:16:14: Marie Heitfeld: Und genau, nicht eins zu eins übertragbar, weil unsere Reaktion auf eine Gefahr

00:16:19: Marie Heitfeld: wie die Klimakrise keine reflexhafte Reaktion erfordert,

00:16:22: Marie Heitfeld: sondern wir im Gegenteil sehr strategisch reagieren können und auch langfristig

00:16:27: Marie Heitfeld: so eine Reaktion aufrechterhalten müssen.

00:16:29: Marie Heitfeld: Aber auch da gibt es eigentlich, finde ich, diese drei Kategorien.

00:16:33: Marie Heitfeld: Wir können aktiv werden.

00:16:34: Marie Heitfeld: Das hilft uns dann nicht nur, der Klimakrise was entgegenzusetzen,

00:16:38: Marie Heitfeld: sondern auch emotional damit umzugehen, weil wir eben aktiv werden und irgendwie

00:16:42: Marie Heitfeld: das Gefühl haben, wir versuchen, was beizutragen.

00:16:45: Marie Heitfeld: Oder wir können eben erstarren. Wir können quasi sagen, es ist eh schon allzu

00:16:50: Marie Heitfeld: spät, was ich beitrage, macht doch eh keinen Unterschied.

00:16:54: Marie Heitfeld: Oder es muss erstmal jemand anders dieses, es muss erstmal China,

00:16:57: Marie Heitfeld: was man in Talkshows hört, ne, also dieses Verantwortung wegschieben.

00:17:02: Marie Heitfeld: Oder auch den Überbringer der Nachricht abzuwerten, ne, also zu sagen,

00:17:05: Marie Heitfeld: ach, die, die ich jetzt hier gerade im Radio höre, die Klimaaktivistin,

00:17:08: Marie Heitfeld: die fliegt doch selbst in den Urlaub.

00:17:09: Marie Heitfeld: Also, da gibt's auch, also diese ganzen Reaktionen lassen sich da dann meines

00:17:14: Marie Heitfeld: Erachtens oft auch auf eine Strategie des Umgangs mit Emotionen zurückführen.

00:17:19: Marie Heitfeld: Und das dritte, das Weglaufen könnte dann so was sein wie die Flucht in einfache

00:17:25: Marie Heitfeld: Lösungen. Also zu sagen, die technischen Lösungen werden es schon irgendwie richten.

00:17:30: Marie Heitfeld: Oder eine Flucht auch in übermäßigen Konsum als Ablenkung. Oder eine Flucht

00:17:34: Marie Heitfeld: auch in vielleicht in ein nachhaltiges Klein-Klein, wo ich in meinem Alltag

00:17:37: Marie Heitfeld: alles irgendwie versuche nachhaltig zu machen, aber mich nicht mit den großen

00:17:40: Marie Heitfeld: politischen Hebeln beschäftige.

00:17:43: Marie Heitfeld: Und diese verschiedenen Strategien.

00:17:46: Marie Heitfeld: Man sagt in der Psychologie auch Coping-Strategien. Gibt's auch so in der klinischen Psychologie.

00:17:51: Marie Heitfeld: Versuchen eben alle eigentlich eine kognitive Dissonanz aufzulösen.

00:17:55: Marie Heitfeld: Also an der Stelle, wo wir merken, wow, wir haben ein richtig großes Problem.

00:18:00: Marie Heitfeld: Und entweder mein Verhalten passt nicht so richtig dazu oder auch die gesamte

00:18:04: Marie Heitfeld: gesellschaftliche Reaktion reicht nicht aus, ist irgendwie schwierig und das

00:18:07: Marie Heitfeld: löst irgendwie ein unangenehmes Spannungsgefühl aus.

00:18:10: Marie Heitfeld: Also wir merken irgendwie, vielleicht passt da auch das Selbstbild nicht mehr

00:18:15: Marie Heitfeld: so richtig, wenn wir denken, eigentlich ist Klimaschutz mir wichtig,

00:18:17: Marie Heitfeld: aber ich verhalte mich nicht so richtig konform damit.

00:18:20: Marie Heitfeld: Und dann versuchen wir das aufzulösen und dann können eben diese verschiedenen

00:18:23: Marie Heitfeld: Strategien mehr oder weniger adaptiv, mehr oder weniger hilfreich,

00:18:26: Marie Heitfeld: aber können diese Strategien daraus folgen. Und das hilft vielleicht auch zu

00:18:30: Marie Heitfeld: verstehen, warum Menschen teilweise auch abwehrend reagieren.

00:18:35: Marie Heitfeld: Dass es auch irgendwie eine Umgangsform mit den Emotionen ist,

00:18:37: Marie Heitfeld: die diese Gefahr der Klimakrise, die Angst vielleicht auch damit umzugehen.

00:18:41: Daniela Baum: Und was uns ja auch ein Stück weit aus dieser Überlebensstrategie rauskommen

00:18:45: Daniela Baum: lässt. Vor allen Dingen, du hast es auch gesagt, diese kognitive Dissonanz ist

00:18:49: Daniela Baum: ja auch sehr unangenehm. Und dann gibt es eben diese Vermeidungsstrategien.

00:18:53: Daniela Baum: Und weil unser Umfeld vielleicht so ist oder weil wir eben gewöhnt daran sind

00:19:00: Daniela Baum: oder weil wir halt auch natürlich ein Stück weit auch uns selbst in Frage stellen müssen,

00:19:05: Daniela Baum: wenn wir realisieren, Ich habe vielleicht eine ganze Weile lang mich so verhalten,

00:19:10: Daniela Baum: wie es eigentlich gar nicht korrekt wäre, um unsere Welt zu erhalten.

00:19:16: Daniela Baum: Du hattest es vorhin schon gesagt, diese Fokusverschiebung weg vom Individuum

00:19:20: Daniela Baum: hin zum Kollektiv, da liegt ja auch ein ganz großes Potenzial drin,

00:19:26: Daniela Baum: zu sagen, okay, um das zu vermeiden, dass sich die Menschen, die sich verhalten,

00:19:31: Daniela Baum: vermeide reinzugehen in diesen vielleicht auch Schmerz und die Realisierung,

00:19:34: Daniela Baum: ich müsste mein eigenes Verhalten jetzt oder ich muss mein eigenes Verhalten verändern.

00:19:39: Daniela Baum: Und das tut vielleicht oder sorgt dafür, dass ich mich unwohl fühle und das

00:19:45: Daniela Baum: vielleicht auch gar nicht möchte.

00:19:47: Daniela Baum: Aber dann gibt es ja eben die anderen um mich herum und die vielleicht auch

00:19:51: Daniela Baum: eben schon noch mit so einem guten Beispiel vorangehen und wo man sieht,

00:19:55: Daniela Baum: ach, die haben ja Spaß daran.

00:19:57: Daniela Baum: Und dann sich mit denen zusammenzutun, das ist, denke ich, auch ein ganz großer

00:20:03: Daniela Baum: Weg raus aus dieser Überlebensreaktion.

00:20:06: Marie Heitfeld: Ja. Und dafür brauche ich aber natürlich dann auch wieder Anknüpfungspunkte,

00:20:09: Marie Heitfeld: komme wieder zu sozialen Normen und zu sozialer Identität von Menschen.

00:20:13: Marie Heitfeld: Wenn du sagst, ich brauche gute Beispiele in meinem Umfeld, ich muss erstmal

00:20:17: Marie Heitfeld: die haben in meinem Umfeld und mich mit denen irgendwie identifizieren können.

00:20:20: Marie Heitfeld: Vielleicht machen wir an der Stelle dann mal den Schwenk auch zur Frage,

00:20:23: Marie Heitfeld: was motiviert Menschen denn, sich gemeinsam zu engagieren?

00:20:26: Marie Heitfeld: Wie ich eben schon gesagt habe, findet da eben auch so eine zunehmende Fokusverschiebung statt.

00:20:32: Marie Heitfeld: Und es gibt eine recht aktuelle Studie von Landmann und Rohmann von 2020,

00:20:35: Marie Heitfeld: die Menschen, die sich bei Fridays for Future engagieren, gefragt haben,

00:20:39: Marie Heitfeld: was motiviert euch denn? Das ist natürlich eine Herangehensweise herauszufinden,

00:20:43: Marie Heitfeld: wann Menschen sich engagieren.

00:20:45: Marie Heitfeld: Und ich sage da recht dazu, die Ergebnisse, die Forschungsergebnisse,

00:20:48: Marie Heitfeld: die sie da gefunden haben, wurden auch in anderen Studien, in noch größeren

00:20:52: Marie Heitfeld: Settings auch gefunden, die nicht nur Fridays for Future Engagierte befragt

00:20:57: Marie Heitfeld: haben. Das heißt, es ist nicht altersgruppenspezifisch.

00:20:59: Marie Heitfeld: Und immer wieder sind es eigentlich vier Kernfaktoren, die gefunden werden.

00:21:03: Marie Heitfeld: Einmal die wahrgenommene Ungerechtigkeit, dann die Identifikation mit einer

00:21:07: Marie Heitfeld: Gruppe, die kollektive Wirksamkeitserwartung und Emotionen.

00:21:11: Marie Heitfeld: Ich fange vielleicht einfach hinten mal an und sage nochmal zu allen Faktoren kurz was.

00:21:15: Marie Heitfeld: Emotionen spielen also auch natürlich im Bereich des kollektiven Engagements

00:21:18: Marie Heitfeld: eine Also wenn ich annehme, dass ein gemeinsames Engagement,

00:21:22: Marie Heitfeld: eine Aktion, ein Projekt, was ich mit anderen umsetze, mir Freude bereiten wird,

00:21:25: Marie Heitfeld: dann werde ich auch eher anfangen, mich zu engagieren.

00:21:28: Marie Heitfeld: Und wenn ich dann rückblickend Stolz empfinde, weil ich es geschafft habe,

00:21:32: Marie Heitfeld: die Infrastruktur, die Facharztinfrastruktur in meiner Stadt mit meiner Gruppe

00:21:36: Marie Heitfeld: irgendwie weiterzuentwickeln, dann werde ich auch eher mich nochmal engagieren.

00:21:40: Marie Heitfeld: Also das ist auch ein extrem wichtiger Faktor bei der Frage,

00:21:43: Marie Heitfeld: wann bleiben Menschen denn dabei auch dauerhaft.

00:21:45: Marie Heitfeld: Genau, der nächste Faktor, die wahrgenommene Ungerechtigkeit.

00:21:48: Marie Heitfeld: Klar, je eher ich das Gefühl habe, hier ist irgendwie eine Schieflage,

00:21:52: Marie Heitfeld: etwas ist nicht gerecht, desto eher engagiere ich mich auch.

00:21:55: Marie Heitfeld: Und je eher ich mich vielleicht auch als Teil einer globalen Gemeinschaft fühle,

00:22:00: Marie Heitfeld: da kommen wir dann im nächsten Punkt mit der sozialen Identität auch nochmal

00:22:03: Marie Heitfeld: drauf, desto eher habe ich vielleicht auch ein Gefühl für Ungerechtigkeiten

00:22:07: Marie Heitfeld: auf so einer globalen Ebene.

00:22:08: Marie Heitfeld: Und denke mir vielleicht, okay, gerade die Klimakrise ausgelöst auch historisch

00:22:13: Marie Heitfeld: viel mehr von Ländern im globalen Norden.

00:22:17: Marie Heitfeld: Da ist dann vielleicht auch ein Verantwortungsgefühl, was in meinem Ungerechtigkeitsempfinden

00:22:20: Marie Heitfeld: irgendwie mit rein spielt, mich dazu engagieren, Dinge zu zu verändern.

00:22:26: Marie Heitfeld: Und ein weiterer Punkt, genau, die Identifikation mit der Gruppe.

00:22:29: Marie Heitfeld: Das ist ein besonders großes Feld, würde ich sagen.

00:22:32: Marie Heitfeld: Also soziale Identität sagt man auch, was gerade erforscht wird.

00:22:36: Marie Heitfeld: Soziale Identität ist in der Psychologie definiert als der Teil meines Selbst,

00:22:40: Marie Heitfeld: der durch die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe definiert ist.

00:22:44: Marie Heitfeld: Und das können ganz viele verschiedene Gruppen sein, die unterschiedlich dominant

00:22:47: Marie Heitfeld: sind, je nachdem, in welchem Setting, in welchem Kontext ich mich gerade bewege.

00:22:52: Marie Heitfeld: Ich beispielsweise fühle mich als Teil von German Watch. Ich fühle mich auch

00:22:56: Marie Heitfeld: als Teil des Wandelwerks, einer Gruppe von UmweltpsychologInnen,

00:22:59: Marie Heitfeld: wo wir uns auch dafür einsetzen, Erkenntnisse aus der Forschung in die Praxis zu tragen.

00:23:03: Marie Heitfeld: Ich fühle mich als Teil, ja vielleicht auch in einer bestimmten musikalischen

00:23:06: Marie Heitfeld: Richtung zum Beispiel, also irgendwie des Jazzes oder der akustischen Folkmusik oder so.

00:23:11: Marie Heitfeld: Dann fühle ich mich irgendwie als Teil von Menschen, die irgendwie bouldern.

00:23:14: Marie Heitfeld: Also es kann auf ganz vielen verschiedenen Ebenen stattfinden.

00:23:16: Marie Heitfeld: Ich persönlich würde auch sagen, ich fühle mich als Teil einer Weltgemeinschaft.

00:23:19: Marie Heitfeld: Diese globale soziale Identität, die ich gerade auch im Zusammenhang mit wahrgenommener

00:23:24: Marie Heitfeld: Ungerechtigkeit erwähnt habe.

00:23:26: Marie Heitfeld: Und je nachdem, welche Gruppen wir uns zugehörig fühlen, nehmen wir aus dieser

00:23:32: Marie Heitfeld: sozialen Identität heraus natürlich auch bestimmte Dinge wahr.

00:23:35: Marie Heitfeld: Und wenn da jetzt eine Krise ist, wie die Klimakrise, dann ist das Ausmaß der

00:23:39: Marie Heitfeld: Krise und auch die Wahrnehmung, welche Optionen wir denn haben,

00:23:42: Marie Heitfeld: überhaupt darauf zu reagieren, total abhängig davon, durch welche soziale Identität

00:23:48: Marie Heitfeld: und Brille ich darauf blicke.

00:23:49: Marie Heitfeld: Und so eine soziale Identität ist meistens dann auch besonders geprägt von Normen

00:23:54: Marie Heitfeld: und Zielen, Werden die bestimmte meinungstragende Personen auch in der Gruppe

00:23:58: Marie Heitfeld: prägen. Also wie zum Beispiel eine Luisa Neubauer bei den Fridays for Future.

00:24:02: Marie Heitfeld: Und je nachdem, ob ich jetzt zum Beispiel die Klimakrise als ein drängendes

00:24:06: Marie Heitfeld: Problem wahrnehme, teile ich dann vielleicht auch bestimmte Emotionen in der Gruppe.

00:24:09: Marie Heitfeld: Je nachdem, ob in der Gruppe aber das Narrativ vorherrscht, ist eh schon alles

00:24:13: Marie Heitfeld: zu spät, wir können eh nichts tun oder wir werden zurückgelassen von der Politik

00:24:17: Marie Heitfeld: und jetzt wollen die auch noch...

00:24:19: Marie Heitfeld: Klimaschutz und wir müssen wieder darunter leiden. Das kann narrativ in einer

00:24:22: Marie Heitfeld: Gruppe sein, was ganz bestimmt nicht motiviert, aktiv zu werden,

00:24:25: Marie Heitfeld: während in einer anderen Gruppe vielleicht das Narrativ vorherrscht.

00:24:28: Marie Heitfeld: Wow, das ist eine total krasse Krise, das sollte unsere absolute Priorität sein

00:24:31: Marie Heitfeld: und wir können hier jetzt bei uns in unserer Stadt ansetzen und einen Ernährungsgrad

00:24:36: Marie Heitfeld: gründen oder die Mobilitätswende in der Stadt vorantreiben.

00:24:38: Marie Heitfeld: Dann entsteht eine gemeinsame, geteilt, also es ist eine gemeinsame negative

00:24:42: Marie Heitfeld: Emotion, die vielleicht auch eine Rolle spielt, nämlich Angst oder Wut über

00:24:45: Marie Heitfeld: das, was passiert mit Klimakrise, was nicht passiert im politischen Handeln oder so.

00:24:49: Marie Heitfeld: Und aber auch eine geteilte Motivation und das kann dann so ein selbst verstärkender

00:24:53: Marie Heitfeld: Prozess in der Gruppe sein.

00:24:55: Marie Heitfeld: Und das führt mich dann auch genau zu dem vierten Punkt der kollektiven Wirksamkeitserwartung.

00:24:59: Marie Heitfeld: Also wenn wir als Gruppe das Gefühl haben, da ist ein Problem und wir können

00:25:03: Marie Heitfeld: dem aber etwas entgegensetzen, das ist natürlich total relevant oder einflussgebend

00:25:09: Marie Heitfeld: auch auf mein persönliches Handeln.

00:25:11: Marie Heitfeld: Und wenn wir jetzt zum Beispiel als Gruppe das Gefühl haben,

00:25:14: Marie Heitfeld: gerade ist die Zeit total reif in unserer Stadt für einen Rat entscheiden.

00:25:17: Marie Heitfeld: Wir glauben, der wird erfolgreich sein. So, dann werde ich natürlich auch eher

00:25:20: Marie Heitfeld: mich engagieren, wenn ich glaube, dass ich damit jetzt an der Stelle auch wirklich

00:25:24: Marie Heitfeld: einen Unterschied machen kann.

00:25:25: Marie Heitfeld: Also das sind so vier große Faktoren, die sich natürlich teilweise auch überschneiden

00:25:29: Marie Heitfeld: mit den Faktoren, über die wir eben in Bezug auf individuelle Verhaltensänderungen

00:25:32: Marie Heitfeld: gesprochen haben und die eben besonders relevant sind, wenn man sich anschaut,

00:25:37: Marie Heitfeld: wann engagieren Menschen sich.

00:25:39: Daniela Baum: Wie können wir diese ganzen Erkenntnisse aus der Psychologie denn in der BNE,

00:25:45: Daniela Baum: also in unserer Bildungsarbeit, gut anwenden?

00:25:51: Marie Heitfeld: Ja, großes Feld nochmal. Aber ich würde erst mal sagen, dass es natürlich extrem

00:25:57: Marie Heitfeld: unterschiedlich ist, was habe ich für eine Zielgruppe, was setze ich für einen

00:25:59: Marie Heitfeld: Schwerpunkt? Also ein Beispiel, Umgang mit Emotionen.

00:26:02: Marie Heitfeld: Maren Ohner, eine Neuropsychologin aus Köln, hat da mal den Begriff des Handlungskorridors

00:26:07: Marie Heitfeld: ins Spiel gebracht, den ich sehr passend finde.

00:26:09: Marie Heitfeld: Weil je nachdem, wo Menschen stehen, Ob sie vielleicht schon ein sehr,

00:26:13: Marie Heitfeld: sehr großes Problembewusstsein haben, sehr besorgt vielleicht auch sind,

00:26:16: Marie Heitfeld: Angst vor der Klimakrise, vor der Zukunft schon eine Rolle spielt.

00:26:19: Marie Heitfeld: Oder ob sie am anderen Ende des Korridors stehen und vielleicht eher in einem

00:26:24: Marie Heitfeld: Modus des Verdrängens sind, das ganze Ausmaß der Klimakrise gar nicht wahrhaben

00:26:27: Marie Heitfeld: wollen, würde ich einen ganz anderen...

00:26:31: Marie Heitfeld: Ansätzen, um Menschen vielleicht auch an die Hand zu nehmen in diesen Handlungskorridor,

00:26:36: Marie Heitfeld: wo dann aus diesen jeweiligen Emotionen oder Punkten, wo die Menschen stehen,

00:26:39: Marie Heitfeld: eine Handlungsmotivation entstehen kann, die auch den Menschen selber hilft,

00:26:42: Marie Heitfeld: mit ihren Emotionen umzugehen.

00:26:44: Marie Heitfeld: Und das wäre dann eben bei den Menschen, die eher sich schon in so einem Momentum

00:26:49: Marie Heitfeld: von Angst oder Erstarrung auch daraus,

00:26:51: Marie Heitfeld: die daraus resultiert, und Sorge befinden, würde ich zum Beispiel immer davon

00:26:54: Marie Heitfeld: abraten, noch weiter auf das Ausmaß der Klimakrise und wieder noch einen Vortrag

00:26:59: Marie Heitfeld: über Kipppunkte und so weiter einzugehen, sondern eben positive Zukunftsvisionen

00:27:03: Marie Heitfeld: aufzuzeigen und vor allem Handlungsoptionen.

00:27:06: Marie Heitfeld: Also Handlungsoptionen sollten immer im Mittelpunkt stehen.

00:27:10: Marie Heitfeld: Und gleichzeitig ist dann bei dem anderen Ende des Handlungskorridors,

00:27:13: Marie Heitfeld: bei Menschen, die vielleicht es noch nicht so wahrhaben wollen oder in einem

00:27:17: Marie Heitfeld: Status der Verdrängung oder so vielleicht auch verharren, finde ich es auch

00:27:20: Marie Heitfeld: okay, ja, die negativen Folgen auch nochmal deutlich zu machen.

00:27:25: Marie Heitfeld: Also wir haben zum Beispiel so ein Buch bei German Watch auch geschrieben,

00:27:27: Marie Heitfeld: was man von zwei Seiten lesen kann. Das eine spielt beides in der Zukunft im Jahr 2080.

00:27:33: Marie Heitfeld: Das eine ist halt ein eher dystopisches Szenario. Und es wird irgendwie aufgezeigt,

00:27:36: Marie Heitfeld: was passiert, wenn sich unsere Welt um drei Grad oder mehr erwärmt.

00:27:40: Marie Heitfeld: Und das andere ist ein Szenario, da hat sich die Erde um maximal 1,5 Grad erwärmt.

00:27:44: Marie Heitfeld: Klar, da passieren auch schon Dinge, die nicht wünschenswert sind,

00:27:47: Marie Heitfeld: aber das ist das sehr viel bessere Szenario.

00:27:49: Marie Heitfeld: Und genau, je nachdem, welche Zielgruppe ich da vor mir habe,

00:27:53: Marie Heitfeld: würde ich eben von dem negativen Szenario ganz absehen oder aber auch das als

00:27:57: Marie Heitfeld: einen relevanten Aspekt irgendwie mit einbeziehen.

00:28:01: Daniela Baum: Und was wir ja bei dem Handabdruck, unserem Bildungs- und Engagementkonzept

00:28:04: Daniela Baum: tatsächlich auch immer direkt mitvermitteln, ist auch dieser kollektive Ansatz letzten Endes.

00:28:10: Daniela Baum: Also nicht nur das Kollektiv, also nicht nur ich,

00:28:13: Daniela Baum: sondern das Kollektiv soll sich nachhaltiger verhalten können,

00:28:16: Daniela Baum: sondern auch im Tun, im Engagement, dass man sich mit anderen zusammentut,

00:28:23: Daniela Baum: überlegt, mit wem können wir da kooperieren, welche Kompetenzen brauchen wir vielleicht noch,

00:28:29: Daniela Baum: um etwas Bestimmtes zu erreichen, wie können wir andere Akteure noch mit ins

00:28:33: Daniela Baum: Boot holen, um einfach nicht alleine da zu stehen und so das Gefühl zu haben,

00:28:36: Daniela Baum: das ist ja alles viel zu groß, was kann ich da schon machen.

00:28:39: Daniela Baum: Also das ist so Kollektivität sozusagen auf beiden Seiten, Engagement und auch

00:28:43: Daniela Baum: in dem, was ich erreichen möchte dann letzten Endes. Ja.

00:28:49: Daniela Baum: Gibt es noch was, was du gerne unseren Zuhörern mit auf den Weg geben möchtest?

00:28:54: Marie Heitfeld: Ja, ich finde es an der Stelle vielleicht auch noch wichtig zu ergänzen,

00:28:57: Marie Heitfeld: dass ich glaube, dass das, was so in der Psychologie erforscht wird,

00:29:00: Marie Heitfeld: in der Sozialpsychologie, in der Umweltpsychologie, politischen Psychologie,

00:29:04: Marie Heitfeld: nicht nur in der Bildungsarbeit relevant sein kann und sein sollte, werden sollte.

00:29:10: Marie Heitfeld: Also es gibt da viele Stränge, wenn es zum Beispiel auch um Politikakzeptanz

00:29:14: Marie Heitfeld: geht, also wo geforscht wird, was eigentlich Akzeptanz von klimapolitischen

00:29:19: Marie Heitfeld: Maßnahmen beispielsweise ausmacht.

00:29:21: Marie Heitfeld: Also da ist zum Beispiel Passiv Fairness, also die wahrgenommene Gerechtigkeit,

00:29:25: Marie Heitfeld: so der wichtigste Einflussfaktor.

00:29:26: Marie Heitfeld: Und die Psychologie, die sich ja anschaut, wie verschiedene Menschen Dinge unterschiedlich

00:29:31: Marie Heitfeld: wahrnehmen, glaube ich, auch an der Stelle dran, wo in den nächsten Jahren irgendwie

00:29:35: Marie Heitfeld: auch noch geforscht wird, was denn

00:29:37: Marie Heitfeld: eigentlich diese unterschiedlichen Gerechtigkeitswahrnehmungen ausmacht.

00:29:41: Marie Heitfeld: Also warum Menschen Dinge als gerecht wahrnehmen oder eben nicht und dass das

00:29:45: Marie Heitfeld: sehr unterschiedlich ist. Also da zum Beispiel wird dran geforscht.

00:29:49: Marie Heitfeld: Aber auch Kommunikation, klar, Kommunikation von politischen Maßnahmen.

00:29:55: Marie Heitfeld: Wie sprechen wir Menschen, auch gerade mit unterschiedlichen Wahrnehmungen,

00:29:58: Marie Heitfeld: mit unterschiedlichen Framings an?

00:30:01: Marie Heitfeld: Das ist relevant für Kampagnen, für Interventionen an ganz vielen verschiedenen Stellen.

00:30:05: Marie Heitfeld: Dann aber auch zu verstehen, was manche Menschen zurückhält,

00:30:08: Marie Heitfeld: warum sie Angst vor Veränderungen haben. Also das, was ich eben auch so angesprochen

00:30:11: Marie Heitfeld: habe, mit den verschiedenen Strategien, auch mit Dingen umzugehen.

00:30:15: Marie Heitfeld: Wie man mit Widerstand vielleicht auch umgeht, also was dahinter steht,

00:30:19: Marie Heitfeld: das zu verstehen, um dann auch da im Gespräch zu bleiben mit Menschen,

00:30:21: Marie Heitfeld: die sich vielleicht auch zurückgelassen fühlen. Also an der Stelle finde ich es auch total wichtig.

00:30:27: Marie Heitfeld: Und meines Erachtens brauchen wir insgesamt mehr Räume und Formate,

00:30:32: Marie Heitfeld: in den dieses Wissen aus der Forschung eben in die Praxis.

00:30:35: Marie Heitfeld: Getragen wird oder wo auch Herausforderungen aus der Praxis identifiziert werden

00:30:40: Marie Heitfeld: und an die Forschungs-, an die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler herangetragen

00:30:43: Marie Heitfeld: werden. Und auch eben, wie gesagt, mit EntscheidungsträgerInnen aus Politik,

00:30:46: Marie Heitfeld: Wirtschaft und Verwaltung, die eben Rahmenbedingungen mitgestalten.

00:30:51: Marie Heitfeld: Das hatten wir ganz zu Beginn. Also, dass man da den Fokus nicht nur auf den

00:30:54: Marie Heitfeld: Einzelnen und sein individuelles Verhalten richtet, sondern eher darauf,

00:30:57: Marie Heitfeld: wie können wir die Rahmenbedingungen mithilfe psychologischer Erkenntnisse auch

00:31:01: Marie Heitfeld: umgestalten, um mehr Menschen Mut zu machen, alle Menschen mitzunehmen.

00:31:04: Marie Heitfeld: Genau.

00:31:06: Daniela Baum: Ich finde diese Gerechtigkeitsfrage auch nochmal einen super wichtigen Punkt,

00:31:10: Daniela Baum: was du gerade erwähnt hast, weil das so eine ganz überwölbende Frage bei ganz

00:31:15: Daniela Baum: vielen Maßnahmen tatsächlich ist und dass das immer so ein bisschen mitschwingt.

00:31:18: Daniela Baum: Können wir, dass den Menschen überhaupt zumuten, ist das oder wie,

00:31:22: Daniela Baum: in welcher Art und Weise können wir die Transformation so machen,

00:31:25: Daniela Baum: dass sie dann auch wirklich als sozial gerecht wahrgenommen wird,

00:31:29: Daniela Baum: dass die Menschen dann auch wirklich sehen, dass sie da auch mitgenommen werden

00:31:35: Daniela Baum: und dass es eine Lösung gibt, die für alle letztlich gut ist.

00:31:40: Daniela Baum: Letztlich würde ich auch sagen, ist das so die Frage, wie gestalten wir dann

00:31:44: Daniela Baum: so transformative Lernorte auch?

00:31:46: Daniela Baum: Wie gehen wir auch aus den üblichen Lernorten vielleicht raus ins,

00:31:49: Daniela Baum: in Anführungsstrichen, echte Leben und ermöglichen da solche Erfahrungen,

00:31:53: Daniela Baum: das wirklichen Beteiligtseins und wirklich diese Erfahrung,

00:31:59: Daniela Baum: ah ja, okay, wir Wir können uns wirklich zusammentun und da unser Umfeld,

00:32:03: Daniela Baum: unsere Gesellschaft mitgestalten und was verändern, also wirklich transformativ

00:32:07: Daniela Baum: wirken. Was gibt dir denn Hoffnung?

00:32:10: Marie Heitfeld: Ich habe tatsächlich gerade gedacht,

00:32:12: Marie Heitfeld: jetzt hatten wir hier diese Folge zur Psychologie in der Transformation.

00:32:16: Marie Heitfeld: Was sind da relevante Faktoren? Das Wort Hoffnung ist noch gar nicht gefallen.

00:32:20: Daniela Baum: Jetzt, jetzt endlich, es fällt.

00:32:22: Daniela Baum: Was gibt dir persönlich Hoffnung in deinem Engagement, in deiner Arbeit?

00:32:27: Marie Heitfeld: Also mir macht Hoffnung zu sehen, wie viele Menschen an ganz vielen verschiedenen

00:32:33: Marie Heitfeld: Ecken und Enden unserer Gesellschaft ansetzen.

00:32:37: Marie Heitfeld: In der Zivilgesellschaft, aber auch in der Wirtschaft und auch in der Politik

00:32:40: Marie Heitfeld: und auch in der Justiz und auch in der Verwaltung, in Kommunen, in Schulen.

00:32:45: Marie Heitfeld: An ganz vielen Ecken ansetzen und versuchen irgendwie diese notwendigen Veränderungen,

00:32:49: Marie Heitfeld: die wir brauchen, um heute und in Zukunft irgendwie auf diesem Planeten gut

00:32:54: Marie Heitfeld: zusammenleben zu können.

00:32:55: Marie Heitfeld: Dass sie an so vielen eckmodernen Menschen ansetzen und auch strategisch versuchen,

00:32:59: Marie Heitfeld: die verschiedenen Bereiche zusammenzudenken.

00:33:02: Marie Heitfeld: Das gibt mir Hoffnung und gleichzeitig glaube ich auch, dass es auch eine Art

00:33:06: Marie Heitfeld: der Verantwortung ist, irgendwie hoffnungsvoll zu bleiben. Also,

00:33:09: Marie Heitfeld: dass es eine Aufgabe ist, um dran zu bleiben und diese Hoffnung auch weiter zu tragen.

00:33:15: Daniela Baum: Da sind wir fast wieder bei dem Apfelbäumchen, das man dennoch pflanzt,

00:33:19: Daniela Baum: auch wenn die Umstände vielleicht widrig erscheinen,

00:33:22: Daniela Baum: aber diese Saat aufgehen zu lassen und die Perspektive zu sehen,

00:33:29: Daniela Baum: wir können was gemeinsam verändern und diesen Planeten für uns als Lebensraum

00:33:36: Daniela Baum: erhalten, für uns alle. Das ist doch eine schöne Zukunftsperspektive.

00:33:43: Daniela Baum: Ich danke dir ganz herzlich, liebe Marie für dieses Gespräch.

00:33:47: Daniela Baum: Es macht mich auch hoffnungsfroh, am Ende zu hören, was Hoffnung spendet.

00:33:53: Elisa Thomaset: Das war die erste Folge in unserer neuen Reihe Psychologie und gesellschaftliches

00:33:57: Elisa Thomaset: Engagement von Zukunftsfähig, der German Watch Podcast für eine nachhaltige globale Gesellschaft.

00:34:03: Elisa Thomaset: In den Shownotes findet ihr wie immer alle Links zu unseren Publikationen und

00:34:07: Elisa Thomaset: Websites rund um das Thema.

00:34:09: Elisa Thomaset: Außerdem findet ihr dort einen Link zur Website des Wandelwerks und zum Handbuch Umweltpsychologie.

00:34:14: Elisa Thomaset: In der nächsten Folge nehmen wir unter die Lupe, welche Rolle Emotionen beim

00:34:18: Elisa Thomaset: Umgang mit globalen Krisen spielen.

00:34:21: Elisa Thomaset: Dazu spricht unsere Kollegin Daniela Baum mit Julius Grund vom Institut Futur

00:34:25: Elisa Thomaset: an der Freien Universität Berlin und überlegt gemeinsam mit ihm,

00:34:29: Elisa Thomaset: wie wir mit diesen Emotionen in der Bildungsarbeit umgehen können.

00:34:33: Elisa Thomaset: Wenn ihr keine neue Folge mehr verpassen wollt, abonniert am besten direkt unseren Podcast.

00:34:37: Elisa Thomaset: Wir freuen uns außerdem immer über eure Kommentare Anregungen zu dieser und

00:34:42: Elisa Thomaset: auch unseren weiteren Folgen. Schreibt dazu einfach eine Mail an podcast.germanwatch.org.

00:34:48: Elisa Thomaset: Diese Podcast-Folge wurde gefördert von Engagement Global, Mitbitteln des Bundesministeriums

00:34:52: Elisa Thomaset: für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie durch die Postcode-Lotterie.