Mit Emotionen in Bezug auf globale Krisen umgehen (Psychologie und gesellschaftliches Engagement #2)

Shownotes

Emotionen spielen auch im Zusammenhang mit der Klimakrise eine wichtige Rolle. Von ihnen hängt ab, wie wir globale Krisen wahrnehmen und einschätzen, ob wir sie verdrängen, resignieren oder uns für den Klimaschutz engagieren.

In dieser Folge spricht unsere Kollegin Daniela Baum mit dem Psychologen Julius Grund vom Institut Futur an der Freien Universität Berlin. Gemeinsam überlegen sie, wie wir mit diesen Emotionen in der Bildungsarbeit gut umgehen können. Vor allem sichere Räume spielen dabei eine wichtige Rolle: Sie helfen uns, Emotionen wahrnehmen und kommunizieren zu können. Das ist der erste Schritt hin zu emotionaler Kompetenz - oder einfach gesagt: Gefühle auch regulieren und verändern zu können - und somit letztlich auch ein wichtiger Schritt, um unser Verhalten zu verändern.


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Die von den eingeladenen Gäst:innen vertretenen Meinungen und Positionen geben nicht zwingend die Ansichten von Germanwatch wieder.


Idee: Daniela Baum

Redaktion: Elisa Thomaset

Schnitt: Franca Bruder

Musik: perplex


Diese Folge wurde gefördert von Engagement Global mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie von der Postcode-Lotterie.

Transkript anzeigen

00:00:00: Julius Grund: Das, denke ich, ist so zentral, diese Integration von Rationalen,

00:00:05: Julius Grund: von Argumenten, von Ideen, von Wissen, mit was macht das emotional mit mir und mit anderen?

00:00:11: Julius Grund: Weil ich glaube, erst wenn ich beides in mir integriere, bewusst wahrnehme,

00:00:15: Julius Grund: kann ich wirklich selbst entscheiden, was will ich hier eigentlich.

00:00:19: Julius Grund: Und das ist dann quasi genau die Emanzipation, die ja der Anspruch von Bildung

00:00:23: Julius Grund: ist, Menschen dazu befähigen, sich selbst zu positionieren.

00:00:28: Elisa Thomaset: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Zukunftsfähig,

00:00:31: Elisa Thomaset: der German Watch Podcast für eine nachhaltige globale Gesellschaft.

00:00:35: Elisa Thomaset: In der aktuellen Reihe überlegen wir, wie Psychologie und gesellschaftliches

00:00:39: Elisa Thomaset: Engagement zusammenhängen.

00:00:41: Elisa Thomaset: Darüber unterhalten sich heute unsere Kollegin Daniela Baum aus dem Bereich

00:00:45: Elisa Thomaset: Bildung für nachhaltige Entwicklung, kurz BNE, und der Psychologe Julius Grund

00:00:49: Elisa Thomaset: vom Institut Futur an der Freien Universität Berlin.

00:00:53: Elisa Thomaset: Julius forscht dazu Emotionen und transformativen Lernen und erklärt uns heute,

00:00:57: Elisa Thomaset: wie wichtig es ist, offensichtliche, aber vielleicht auch weniger stark erkennbare,

00:01:01: Elisa Thomaset: verdrängte Emotionen in diesem Zusammenhang richtig wahrzunehmen.

00:01:06: Elisa Thomaset: Gemeinsam mit den beiden lernt ihr jedoch nicht nur das, sondern erfahrt außerdem,

00:01:09: Elisa Thomaset: wie ihr einen guten Umgang mit diesen Emotionen finden könnt und dabei eure

00:01:13: Elisa Thomaset: eigene Wandelfähigkeit beibehaltet.

00:01:16: Elisa Thomaset: Viel Spaß beim Zuhören!

00:01:18: Daniela Baum: Dann können wir quasi starten.

00:01:20: Julius Grund: Ja, lass uns starten.

00:01:21: Daniela Baum: Ich bin ganz aufgeregt. Es geht ja um Emotionen.

00:01:24: Julius Grund: Und da ist direkt schon einer.

00:01:25: Daniela Baum: Aufregung, Deposität. Aufregung und Freude. Alles dabei.

00:01:30: Daniela Baum: Ja, ich habe mich wirklich sehr, sehr gefreut, auch weil wir einfach schon so

00:01:34: Daniela Baum: ein schönes Vorgespräch hatten, Julius.

00:01:36: Daniela Baum: Also erstmal vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst.

00:01:38: Julius Grund: Gerne, ich freue mich hier zu sein.

00:01:40: Daniela Baum: Und du arbeitest ja am Institut Futur.

00:01:45: Daniela Baum: Und ich habe gerade noch mal auf der Webseite geguckt, da steht,

00:01:47: Daniela Baum: ihr macht erziehungswissenschaftliche Zukunftsforschung.

00:01:51: Daniela Baum: Das klingt ja auch schon mal sehr spannend. Also ihr beschäftigt euch da mit

00:01:55: Daniela Baum: Bildungskonzepten, vor allen Dingen tatsächlich auch mit der Bildung für nachhaltige Entwicklung.

00:02:00: Daniela Baum: Und aber eben auch mit emotionssensibler Bildungsarbeit.

00:02:05: Daniela Baum: Und was ich mich tatsächlich auch frage, ist, weil ihr euch ja so viel eben

00:02:11: Daniela Baum: auch mit dem Thema beschäftigt, Habt ihr denn Räume für Emotionsaustausch dort beim Institut Futur?

00:02:19: Julius Grund: Jetzt in unserem eigenen Team. Ja.

00:02:21: Daniela Baum: Also was setzt ihr das tatsächlich auch um, womit ihr euch beschäftigt?

00:02:26: Julius Grund: Also practice what you preach oder auch das, was man so in die Welt bringen

00:02:32: Julius Grund: will, auch wirklich zu tun.

00:02:33: Julius Grund: Das ist natürlich immer total wichtig und ist auch, denke ich,

00:02:36: Julius Grund: was, was jetzt in Bezug auf mich persönlich, wo ich, glaube ich,

00:02:41: Julius Grund: lebenslange Lernender bin, also wo ich meinen eigenen Weg zu Emotionen gefunden habe.

00:02:48: Julius Grund: Aber man ist glaube ich nie damit fertig.

00:02:51: Julius Grund: Über Emotionen zu kommunizieren und auch sich das zuzutrauen,

00:02:55: Julius Grund: die Räume zu finden. Von daher ein lebenslanger Lernweg, denke ich.

00:03:00: Julius Grund: Und gleichzeitig in Bezug auf mein tolles Team am Institut Futur,

00:03:04: Julius Grund: das Monitorings, kann ich sagen, und das ist auch das,

00:03:08: Julius Grund: was wir immer bei Teentagen alle einheitlich hervorheben,

00:03:13: Julius Grund: dass die Art des Miteinanders schon, glaube ich, im Vergleich zu anderen Arbeitskontexten,

00:03:19: Julius Grund: sehr sehr besonders ist in dem Sinne, dass wir da wirklich, würde ich sagen, schon relativ gut sind.

00:03:28: Julius Grund: Auch was zwischenmenschliche Dinge, die ja mal Emotionen auch auslösen,

00:03:34: Julius Grund: die können positiv sich anfühlen oder auch negativ und das kann zu Spannungen

00:03:38: Julius Grund: kommen, dass wir total gut, glaube ich, mittlerweile auch darin sind,

00:03:41: Julius Grund: ein Vertrauen zueinander zu haben, so dass wir auch Dinge, die schwerfallen

00:03:46: Julius Grund: zu sagen ausdrücken können.

00:03:49: Daniela Baum: Also was vielleicht ein Konflikt war zwischen,

00:04:19: Daniela Baum: mir und Das ist schon quasi der erste Schritt in eine Lösung eines Konfliktes.

00:04:26: Julius Grund: Also es gibt ja so dieses Konzept der emotionalen Kompetenz.

00:04:31: Julius Grund: Das heißt irgendwie, so mit Emotionen umzugehen, dass ich einfach mit anderen

00:04:36: Julius Grund: Menschen in gutem Kontakt sein kann, in guter Beziehung sein kann und gleichzeitig

00:04:40: Julius Grund: aber auch meine Bedürfnisse befriedige.

00:04:43: Julius Grund: Das ist quasi emotional kompetentes Verhalten und genau dieser Emotionsausdruck,

00:04:47: Julius Grund: den du jetzt angesprochen hast, das ist quasi eine Facette davon.

00:04:51: Julius Grund: Ich würde aber sagen, es ist nicht immer der einzig und richtige Weg,

00:04:55: Julius Grund: Emotionen auszudrücken.

00:04:57: Julius Grund: Ich würde sagen, es ist die meiste Zeit gut und richtig und wichtig,

00:05:00: Julius Grund: aber kann manchmal auch für die Person nicht das Richtige sein.

00:05:05: Julius Grund: Von daher ist es, glaube ich, für mich immer zentral in Bezug auf Emotionen

00:05:08: Julius Grund: zu sagen, ich muss eine eigene Wahl treffen.

00:05:12: Julius Grund: Und dafür muss ich natürlich erst mal wahrnehmen, was in mir ist,

00:05:14: Julius Grund: und überlegen, okay, möchte ich das kommunizieren?

00:05:18: Julius Grund: Aber was die Forschung auf jeden Fall sehr, sehr gut verstanden hat und weiß,

00:05:22: Julius Grund: dass der Ausdruck von Emotionen schon eine Art von Emotionsregulation darstellt.

00:05:29: Julius Grund: Und wenn ich jetzt, du hast zum Beispiel gesagt vorhin, ah ja,

00:05:32: Julius Grund: das ist irgendwie eine Vorfreude und vielleicht eine Nervosität,

00:05:35: Julius Grund: wenn ich mich hinstelle und sage, boah, ich bin gerade nicht aufgeregt,

00:05:39: Julius Grund: dann ist es schon ein bisschen anders.

00:05:41: Julius Grund: Und das zeigen eben auch wirklich Studien, wo man sich das anschaut,

00:05:44: Julius Grund: wo man misst, was passiert bei Menschen im Körper, wie ist das Stresslevel und so.

00:05:48: Julius Grund: Und von daher würde ich sagen, und das ist wahrscheinlich auch schon eine simple,

00:05:52: Julius Grund: aber sehr sehr nützliche und wichtige Take-Home-Message vielleicht aus diesem

00:05:57: Julius Grund: Gespräch, diesen Raum zu geben, dass Menschen sich dazu entscheiden können und

00:06:02: Julius Grund: sich sicher fühlen, ihre Gefühle auszudrücken.

00:06:06: Julius Grund: Das ist, glaube ich, was sehr sehr wichtig ist und kann zu sehr tollen Lernräumen

00:06:11: Julius Grund: und auch Lernbeziehungen führen, die dadurch entstehen, weil sich natürlich

00:06:16: Julius Grund: Menschen dadurch auch näher kommen, als wenn sie nur über Gedanken sprechen.

00:06:21: Daniela Baum: Aber solche Räume müssen natürlich auch eher sicher sich anfühlen.

00:06:28: Daniela Baum: Also wenn ich mir jetzt überlege, wo ich gut über Emotionen sprechen kann und

00:06:32: Daniela Baum: jetzt mal so zurückdenke in meine Bildungslaufbahn,

00:06:36: Daniela Baum: da hätte ich jetzt nicht unbedingt gesagt, in der Schule kann ich über meine

00:06:42: Daniela Baum: Emotionen gut kommunizieren.

00:06:45: Daniela Baum: Da waren dann eher die Pfadfinder oder irgendwelche anderen Kontexte geeignet dazu.

00:06:51: Daniela Baum: Deswegen, wie kann man dann in einem Bildungskontext dafür sorgen,

00:06:54: Daniela Baum: dass so ein Raum tatsächlich geeignet ist dafür, dass ich mich dann auch so

00:06:59: Daniela Baum: sicher fühle, meine Emotionen zu teilen?

00:07:02: Julius Grund: Also ich würde mich die erstmal anschließen in Bezug auf meine Schuherfahrung.

00:07:07: Julius Grund: Ich habe bei einer Konferenz gesagt, als es so ein bisschen um das Thema ging,

00:07:10: Julius Grund: habe ich gesagt, wenn ich mich an meine Schulzeit zurückerinnere,

00:07:12: Julius Grund: wurde ich nie danach gefragt, wie ich mich fühle.

00:07:15: Julius Grund: Und ich hätte es wahrscheinlich auch vor der Klasse nicht sagen wollen.

00:07:17: Julius Grund: Das heißt, es zeigt, dass die Schule auch kein Ort für Emotionen sind.

00:07:22: Julius Grund: Also es sind natürlich total viele Emotionen da, unweigerlich,

00:07:25: Julius Grund: weil Menschen sie immer haben, aber es ist nicht Teil der Bildungserfahrung,

00:07:31: Julius Grund: sage ich oder wie sie gestaltet wird.

00:07:34: Julius Grund: Und da spielt natürlich schon mal rein, wie unser gesamtes Bildungssystem aufgebaut

00:07:40: Julius Grund: ist und worauf wir so Schwerpunkte legen.

00:07:41: Julius Grund: Und das ist natürlich schon für viele BildungspraktikerInnen,

00:07:46: Julius Grund: würde ich sagen, ein Wagnis, wenn sie mit jungen Erwachsenen arbeiten,

00:07:50: Julius Grund: die in einem Bildungssystem aufgewachsen sind, wo sie vielleicht sogar auch

00:07:55: Julius Grund: im Kindergarten wenig, aber insbesondere in der Schule, nie über Emotionen gesprochen

00:08:00: Julius Grund: haben, dann auf einmal damit anzufangen.

00:08:03: Julius Grund: Und ich glaube, über viele, viele Jahre und Jahrzehnte kann sich das wandeln,

00:08:08: Julius Grund: dass wir mehr eben eine integrierte Art von Bildung haben, eben nicht nur über

00:08:14: Julius Grund: Inhalte und über Sprache, über Wissen zu sprechen, sondern auch über Emotionen und Gefühle.

00:08:21: Julius Grund: Da braucht es aber noch ein bisschen Zeit. Da sind wir, glaube ich,

00:08:23: Julius Grund: gerade in Deutschland noch sehr weit davon entfernt.

00:08:27: Julius Grund: Und genau, dann in Bezug auf deine Frage, wenn wir halt diese Umstände haben, wie macht man es dann?

00:08:32: Julius Grund: Da würde ich auf zwei Ebenen, glaube ich, gern darauf antworten.

00:08:35: Julius Grund: Und zwar das eine ist, erst mal zu sagen, wie kann ich Emotionen adressieren,

00:08:42: Julius Grund: ohne dass es direkt darum geht, sag mal Daniela, wie fühlst du dich gerade?

00:08:48: Julius Grund: Und du musst das ausdrücken, sage ich mal mit muss. So, ja genau.

00:08:51: Daniela Baum: Oh Gott.

00:08:53: Daniela Baum: Was sag ich jetzt? Was sag ich jetzt? Genau.

00:08:56: Julius Grund: Das wäre in der Schulklasse wäre das ja irgendwie total unangemessen für viele

00:09:01: Julius Grund: Menschen jetzt erstmal.

00:09:03: Julius Grund: Aber es gibt glaube ich eine Art und Weise trotzdem schon mal sich mit Emotionen

00:09:06: Julius Grund: auseinanderzusetzen, die das noch gar nicht brauchen.

00:09:10: Julius Grund: Sondern zum Beispiel könnte ich ja auch sagen, sagen wir mal,

00:09:13: Julius Grund: ich habe Schulunterricht, Geografie, ich beschäftige mich mit Klimawandel und

00:09:18: Julius Grund: dann ist es ja schon mal interessant zu sagen,

00:09:20: Julius Grund: okay, neben dem was wir jetzt alles über Fakten über den Klimawandel uns angehört

00:09:25: Julius Grund: haben, gibt es auch ganz viel neuere Forschung dazu, die sich mit Emotionen

00:09:31: Julius Grund: über Klimawandel auseinandersetzen.

00:09:32: Julius Grund: Es zeigt sich nämlich, viele, insbesondere junge Menschen, haben starke Ängste

00:09:37: Julius Grund: in Bezug auf die Zukunft, haben auch viel Trauer und kann überhaupt erst mal darüber sprechen.

00:09:43: Julius Grund: Allein das macht ja schon was, dass selbst wenn man selbst jetzt gar nichts

00:09:46: Julius Grund: dazu sagt oder sich positionieren muss, dass man überhaupt erst mal hört, das ist ein Thema.

00:09:52: Julius Grund: Und gleichzeitig könnte ich dann natürlich auch in Phasen von Selbstreflexion

00:09:56: Julius Grund: gehen. Also ich könnte sagen, jetzt haben wir uns mehr, ihr zum Beispiel,

00:10:00: Julius Grund: haben wir uns eine kleine Doku angeguckt über Klimawandel.

00:10:04: Julius Grund: Jetzt nehmt euch einfach mal alle fünf Minuten Zeit und spürt mal in euch rein,

00:10:08: Julius Grund: was da gerade ist und schreibt das für euch auf.

00:10:12: Daniela Baum: Ohne es zu teilen. Ja, genau. Also dass es im eigenen Schutzraum bleibt.

00:10:16: Julius Grund: Genau. Oder schreibt sogar gar nicht auf, dass es nur in euch ist.

00:10:20: Julius Grund: Macht mal die Augen zu und spürt mal in den Körper, was empfindet ihr da gerade.

00:10:24: Julius Grund: Und ich glaube dieser wechsel von,

00:10:28: Julius Grund: Meine Aufmerksamkeit ist im Außen, was ja in der Bildungsarbeit meistens bei Lernenden ist.

00:10:35: Julius Grund: Hinzu, ich gehe erst mal zu mir ins Innere, weil da spüre ich ja subjektiv meine Emotionen.

00:10:41: Julius Grund: Das ist schon mal auch ein wichtiger Schritt. Und es gibt eine ganz faszinierende

00:10:45: Julius Grund: Studie, die beschäftigt sich damit, inwiefern dieser Fokus auf Innen und Außen

00:10:50: Julius Grund: eigentlich in Menschen funktioniert.

00:10:52: Julius Grund: Und da zeigt sich eben, dass wir am besten sozioemotional funktionieren.

00:10:57: Julius Grund: Also uns auch am besten fühlen, wenn wir in einer gewissen Balance das Außen

00:11:03: Julius Grund: und das Innen fokussieren.

00:11:05: Julius Grund: Das heißt, ich muss eigentlich in Bildungsräumen, muss ich immer das mitdenken und kann nicht,

00:11:10: Julius Grund: würde ich sagen, Menschen, die ohnehin schon ganz viel im Außen sind mit der Aufmerksamkeit,

00:11:15: Julius Grund: auch durch digitale Geräte und so, dann auch noch, sage ich mal,

00:11:20: Julius Grund: beim Bereich Schule eine Schulstunde weiter im Außen lassen und niemals schauen,

00:11:25: Julius Grund: okay, was ist eigentlich in mir innen los?

00:11:27: Julius Grund: Und das kann man eben machen, ohne sofort sich total vulnerable zu machen vor

00:11:32: Julius Grund: der ganzen Gruppe und von seinen Emotionen zu erzählen oder erzählen zu müssen.

00:11:36: Daniela Baum: Ja, das Wort war ich auch gestolpert, dieses sozioemotionale Lernen.

00:11:42: Daniela Baum: Das hatte ich so noch gar nicht gehört vorher. Und ich frage mich,

00:11:46: Daniela Baum: weil in einem Bildungskontext ist ja meistens nicht oder es gibt meistens einen

00:11:52: Daniela Baum: Lehrer, eine Lehrerin, eine Multiplikatorin, Bildungsarbeiterin.

00:12:00: Daniela Baum: Die ja etwas vermitteln möchte, also die ja etwas anleitet. Einen Workshop,

00:12:04: Daniela Baum: eine Schulklasse, was auch immer.

00:12:07: Daniela Baum: Jetzt muss es ja da eine emotionale Kompetenz auf beiden Seiten geben.

00:12:12: Daniela Baum: Also kann das sein, dass es da auch in der Ausbildung des Lehrpersonals,

00:12:18: Daniela Baum: dass wir da noch am Anfang sind und dass es da eigentlich auch noch ganz viel

00:12:20: Daniela Baum: braucht, weil das ist ja auch ein Stück weit sich verletzlich machen oder sich auseinandersetzen.

00:12:27: Daniela Baum: Also aus der Komfortzone vielleicht auch rausgehen auf Seiten der Lehrenden

00:12:32: Daniela Baum: und nicht nur der Lernenden.

00:12:34: Julius Grund: Ja, ganz, ganz stark würde ich sagen. Was ich auch wieder als eine Riesenchance

00:12:39: Julius Grund: auch erstmal sehen würde.

00:12:40: Julius Grund: Weil dieses sozioemotionale Lernen oder sozioemotionale Kompetenzen,

00:12:44: Julius Grund: das ist was, was für alle Bereiche des Lebens wahnsinnig wichtig ist.

00:12:49: Julius Grund: Und insbesondere, wenn wir mehr anfangen Bildung so zu denken,

00:12:52: Julius Grund: also Bildung als mehr noch eine Beziehungsarbeit zu denken,

00:12:56: Julius Grund: als eine Wissenstransferarbeit, dann sehe ich auch eine Riesenchance für Sinnhaftigkeit,

00:13:02: Julius Grund: dass da auf einmal resonante Erfahrungen sind in der Schule,

00:13:07: Julius Grund: die Menschen halt wirklich noch zu selten, würde ich sagen, sammeln.

00:13:11: Julius Grund: Und ich glaube, deswegen sehe ich da einfach so eine Riesenmöglichkeit,

00:13:15: Julius Grund: auch die zu erfüllenderen Lernbegegnungen führt.

00:13:20: Julius Grund: Und was jetzt ganz konkret die Ausbildung, der MultiplikatorInnen anbelangt,

00:13:25: Julius Grund: ist es auch da ganz eindeutig und auch nicht nur in Deutschland,

00:13:30: Julius Grund: dass die emotionale Kompetenz in der Ausfort- und Weiterbildung von MultiplikatorInnen

00:13:36: Julius Grund: einfach komplett vernachlässigt ist, dass sich das nahezu kaum findet.

00:13:42: Julius Grund: Und wenn ich das so ausdrücke, frage ich mich, wie kann das eigentlich sein,

00:13:46: Julius Grund: weil es halt so wichtig ist.

00:13:47: Daniela Baum: Gibt es eine Erklärung eigentlich dafür? Also oder gibt es da Studien dazu oder

00:13:51: Daniela Baum: hast Hast du eine Idee, woran das liegen könnte?

00:13:55: Julius Grund: Zwei Sachen, die mir sofort jetzt einfach als Assoziation kommen,

00:13:59: Julius Grund: ist einerseits, dass glaube ich schon, und wir kleben jetzt sehr bei dem Bereich

00:14:05: Julius Grund: Schule, aber da können wir dann auch gerne von wegkommen, aber da bin ich jetzt

00:14:08: Julius Grund: gerade so gedanklich, die war ja lange Zeit total wichtig dafür eben genau für

00:14:13: Julius Grund: diesen Wissenstransfer.

00:14:15: Julius Grund: Da konnten ja junge Menschen nicht einfach mal das Internet anmachen und fast

00:14:19: Julius Grund: das gesamte Wissen der Welt zugänglich haben, sondern da war das irgendwie in

00:14:24: Julius Grund: sich schon noch wichtiger.

00:14:25: Julius Grund: Und deswegen, glaube ich, hat dieses System sich so automatisiert auf diese Wissensvermittlung.

00:14:31: Julius Grund: Und was gleichzeitig heutzutage mit einem Fokus auf Messbarkeit und Vergleichbarkeit

00:14:38: Julius Grund: von Bildungssystemen geht, das zahlt ja da auch ein.

00:14:41: Julius Grund: Weil ich kann, wenn ich dich jetzt abfrage, Wissen über den Klimawandel,

00:14:45: Julius Grund: dann kann ich dir eine Anzahl von Punkten geben. Ich kann dir nur Note geben.

00:14:48: Julius Grund: Aber wenn ich mich mit Emotionen befasse, dann möchte ich die ja nicht bewerten

00:14:52: Julius Grund: oder sollte man dringlichst nicht bewerten.

00:14:56: Julius Grund: Und von daher, neben dem, dass es, glaube ich, historisch auch gewachsen ist,

00:14:59: Julius Grund: widerspricht das Auseinandersetzen mit Emotionen so ein bisschen der Idee der

00:15:05: Julius Grund: Standardisierung von Bildung, würde ich denken.

00:15:10: Julius Grund: Einen Gedanken hatte ich dazu noch, speziell auch in der politischen Bildung

00:15:13: Julius Grund: werden Emotionen jetzt immer stärker aufgegriffen und es wird sich dem wieder mehr genähert.

00:15:19: Julius Grund: Da gibt es auch verschiedene Publikationen zu.

00:15:23: Julius Grund: Und in dem einen Buch wird zum Beispiel häufig auch beschrieben,

00:15:26: Julius Grund: dass einfach aus geschichtlichen Erfahrungen, wie zum Beispiel,

00:15:31: Julius Grund: dass ja auch Emotionen genutzt werden, um letztendlich dann viel Unheil anzurichten.

00:15:40: Julius Grund: Quasi Emotionen Nationalsozialismus gegen gewisse Gruppen Emotionen schüren,

00:15:43: Julius Grund: die dann quasi auf Abnehmung oder auch auf Ekel vor gewissen Gruppen,

00:15:48: Julius Grund: die dann politisch instrumentalisiert wurden.

00:15:51: Julius Grund: Und da wurde das so ein bisschen historisch betrachtet und aufgerollt,

00:15:55: Julius Grund: inwiefern dadurch dann in der Nachkriegszeit ganz klar war, in der politischen

00:16:00: Julius Grund: Bildung speziell, es muss eine rein rationale politische Bildung sein.

00:16:06: Julius Grund: Und das ergibt natürlich auch irgendwie total Sinn, aber ich glaube,

00:16:10: Julius Grund: jetzt ist es an der Zeit, genau die Mitte zu treffen.

00:16:14: Julius Grund: Weil auch, wenn man versucht, eine rein rationale politische Bildung zu machen,

00:16:19: Julius Grund: dann verfehlt man das Ziel, weil die Menschen sind nicht rein rational.

00:16:24: Julius Grund: Dann spreche ich einfach nur gewisse Ebenen der Menschen nicht an und sie bleiben

00:16:29: Julius Grund: trotzdem bei diesen Emotionen und die drücken sich trotzdem aus,

00:16:32: Julius Grund: bloß haben dann halt im Klassenraum keinen Platz.

00:16:36: Julius Grund: Und das, denke ich, ist so zentral dieser Integration von Rationalen,

00:16:43: Julius Grund: von Argumenten, von Ideen, von Wissen mit was macht das emotional mit mir und mit anderen.

00:16:50: Julius Grund: Weil ich glaube, erst wenn ich beides in mir integriere, bewusst wahrnehme,

00:16:54: Julius Grund: kann ich wirklich Untertitelung. BR 2018

00:16:56: Julius Grund: selbst entscheiden, was will ich hier eigentlich. Und das ist dann quasi genau

00:17:00: Julius Grund: die Emanzipation, die ja der Anspruch von Bildung ist.

00:17:04: Julius Grund: Menschen dazu befähigen, sich selbst zu positionieren. Und wenn ich die emotionale

00:17:08: Julius Grund: Facette nicht angucke, dann positioniere ich mich vielleicht oberflächlich.

00:17:12: Julius Grund: Aber wenn es darauf ankommt und ich entscheide, dann entscheide ich emotional.

00:17:17: Julius Grund: Und wenn ich das nicht wirklich mal gefühlt habe und reflektiert habe,

00:17:19: Julius Grund: dann kann ich auch nicht mich dahingehend dann verändern. Und deswegen finde ich das so wichtig.

00:17:26: Daniela Baum: Am besten rein rational und noch neutral als politische Bildungsarbeit.

00:17:32: Daniela Baum: Das ist ja so ein Anspruch, der wirklich nicht funktionieren kann.

00:17:36: Daniela Baum: Auch so der Neutralitätsanspruch, der insofern auch nicht funktioniert,

00:17:40: Daniela Baum: weil man ja immer mit einer Haltung reingeht in ein Lernsetting.

00:17:44: Daniela Baum: Also klar, man darf als lehrende Person niemandem die eigene Meinung überstülpen.

00:17:51: Daniela Baum: Aber man geht ja mit sich selbst und mit seiner Haltung und seinen Werten und

00:17:55: Daniela Baum: seinen Emotionen durchaus auch rein in so einen Lernkontext.

00:17:59: Daniela Baum: Und ich glaube, das Wichtige ist da auch, das zu thematisieren,

00:18:03: Daniela Baum: um es transparent zu machen und dann eben das auch als Resonanz oder auch Reflexionsanlass

00:18:10: Daniela Baum: und Raum zu nutzen für die politische Bildungsarbeit.

00:18:14: Julius Grund: Ich fand das, ich habe mich ein bisschen in dieses Studium eingelesen zu quasi

00:18:18: Julius Grund: Politik und Emotion. Ich finde das absolut faszinierend.

00:18:22: Julius Grund: Deswegen liegt mir das noch quasi im Geist. Und ...

00:18:26: Julius Grund: Was sich halt wirklich deutlich zeigt, dass Wahlverhalten halt emotionales Verhalten ist.

00:18:34: Julius Grund: Und kein rationales Verhalten. Und da gibt es eine Studie, die ich besonders beeindruckend fand.

00:18:39: Julius Grund: Da haben die sich angeschaut, inwiefern das Wahlverhalten von Menschen durch

00:18:45: Julius Grund: Ereignisse beeinflusst ist, die quasi mit Politik gar nichts zu tun haben.

00:18:50: Julius Grund: Und da haben sie wirklich rausgefunden, dass je nachdem, was im eigenen Leben

00:18:55: Julius Grund: passiert, bei sowas banalem wie gewinnt jetzt mein Fußballverein zum Beispiel

00:18:59: Julius Grund: im Spiel, dass das die Stimmung von Menschen beeinflusst und dann eben auch

00:19:05: Julius Grund: politische Wahlentscheidungen.

00:19:07: Julius Grund: Und da sieht man halt, wie weitreichend das ist. Und wenn Menschen nie gelernt

00:19:11: Julius Grund: haben, bewusst wahrzunehmen, was in ihnen

00:19:15: Julius Grund: ist und das quasi voneinander zu subtrahieren, was man ja lernen kann.

00:19:19: Julius Grund: Man kann ja merken, ah ok, ich hab jetzt irgendwie total die positive Stimmung

00:19:22: Julius Grund: wegen dem und dem, aber wie ist eigentlich meine Haltung hier zu dieser Sache?

00:19:27: Julius Grund: Dann kann ich quasi eine Art Emotion abziehen auch und sagen,

00:19:30: Julius Grund: okay, das hat mit was anderem zu tun.

00:19:32: Julius Grund: Aber wenn ich das nie gelernt habe und diesen Umgang nie gelernt habe,

00:19:35: Julius Grund: dann bin ich natürlich total gesteuert von den Emotionen, weil sie steuern zentral

00:19:40: Julius Grund: Verhalten, nicht unser Wissen oder so.

00:19:43: Julius Grund: Und ich finde, das illustriert einfach nochmal, wie unfassbar wichtig das ist.

00:19:48: Julius Grund: Und wenn ich denn im Politikunterricht über fünf Jahre in der Schule,

00:19:51: Julius Grund: sagen wir einfach mal beispielhaft, immer wieder rein rational das alles betrachte,

00:19:55: Julius Grund: dann wird das nichts damit zu tun haben, welche Wahlentscheidung ich treffe,

00:20:01: Julius Grund: weil das ist eine fundamental emotionale.

00:20:05: Daniela Baum: Ich finde das auch spannend, diese zwei Perspektiven auf Emotionen einerseits zu sehen.

00:20:14: Daniela Baum: Die sind da, die sind total wichtig und wir müssen sie benennen können und schauen,

00:20:21: Daniela Baum: wie wir damit einen Umgang finden. Auf der anderen Seite aber auch zu sagen,

00:20:24: Daniela Baum: lasst euch nicht von euren Emotionen so sehr treiben.

00:20:29: Daniela Baum: Gerade was du geschildert hast, es gibt auch eine rationale Ebene,

00:20:32: Daniela Baum: die einfach wichtig ist, was für eine Politik beispielsweise macht eine Partei

00:20:36: Daniela Baum: eigentlich. Und da so den schmalen Grat zu finden und zu sagen,

00:20:41: Daniela Baum: okay, ich hab jetzt vielleicht eine emotionale...

00:20:44: Daniela Baum: Aus einem emotionalen Grund würde ich jetzt die Person XY wählen,

00:20:48: Daniela Baum: weil die mir sympathisch ist oder so.

00:20:51: Daniela Baum: Aber wenn ich dann das Wahlprogramm anschaue, müsste ich ja jemand anderen wählen.

00:20:56: Daniela Baum: Und entscheidet man sich dann tatsächlich eher nach der Emotion,

00:21:02: Daniela Baum: nach dem sympathischeren Menschen.

00:21:04: Daniela Baum: Also wähle ich den sympathischeren Menschen oder entscheide ich mich dann doch rational?

00:21:11: Julius Grund: Genau, das ist ja quasi genau, finde ich, dieser emanzipative Moment,

00:21:16: Julius Grund: wo ein Mensch, weil letztendlich Ratio und Emotion sind beides Informationen,

00:21:22: Julius Grund: die wir erstmal in unserem Bewusstsein haben.

00:21:26: Julius Grund: Und beide Arten von Informationen können fehlerhaft sein und können auf der

00:21:30: Julius Grund: anderen Seite auch total weise sein.

00:21:32: Julius Grund: Das heißt, ich kann Fake News bekommen, ich habe die zwar inhaltlich richtig verstanden,

00:21:38: Julius Grund: aber sie leiten mich total fail und gleichzeitig kann ich auch Fake Emotionen bekommen,

00:21:44: Julius Grund: das nenne ich jetzt mal so, das passt nicht ganz, was letztendlich starke emotionale

00:21:48: Julius Grund: Reaktionen von mir selbst sind auf eine Situation, die aber viel mehr mit meiner

00:21:53: Julius Grund: eigenen Vergangenheit zu tun haben, als mit der Situation selbst.

00:21:56: Julius Grund: Ich quasi eigentlich in Bezug auf meine Wertehaltung total überreagiere.

00:22:02: Julius Grund: Und beides, Ratio und Emotion, können eben auch total weise Informationen beinhalten.

00:22:09: Julius Grund: Ein kleines Bauchgefühl bei einem Kontakt mit einer Person, wo ich merke,

00:22:12: Julius Grund: irgendwas ist da unstimmig, ich kann es noch gar nicht so richtig sagen,

00:22:16: Julius Grund: kann ein total wichtiger Hinweis sein, kann eine wichtige Information sein.

00:22:21: Julius Grund: Und deswegen glaube ich, brauchen wir beides unbedingt. Und wenn wir eins ausschalten

00:22:25: Julius Grund: oder gar nicht wollen, Denn sind wir immer, glaube ich, können wir nicht so gut entscheiden.

00:22:33: Julius Grund: Und können letztendlich genau dieses, was will ich eigentlich selbst dieser

00:22:36: Julius Grund: Entscheidung, ich integriere alles und positioniere mich selbst,

00:22:41: Julius Grund: da kann ich eigentlich gar nicht zu hinkommen, wenn ich nicht beide Sachen wirklich

00:22:45: Julius Grund: integriere und mit in die Gleichung aufnehme.

00:22:48: Julius Grund: Und quasi zu deiner Frage, was ist es dann eher, da würde ich halt sagen,

00:22:52: Julius Grund: das muss dann die Person im Einzelfall selbst entscheiden.

00:22:57: Daniela Baum: Leben wir in einer besseren Welt, wenn die Emotion einen größeren Raum bekommt?

00:23:05: Julius Grund: Was meinst du genau mit Raum?

00:23:08: Daniela Baum: Wenn sie mehr wahrgenommen wird, ernst genommen wird und wir vielleicht sogar

00:23:15: Daniela Baum: auch mehr zulassen würden, obwohl das können wir vielleicht gar nicht bewusst

00:23:19: Daniela Baum: steuern, dass wir über die Emotion entscheiden, oder?

00:23:22: Daniela Baum: Das ist ja wahrscheinlich eher was Unbewusstes in der Regel.

00:23:26: Daniela Baum: Dass wir dann doch über die Emotion eine Entscheidung treffen.

00:23:30: Julius Grund: Also teils, teils. Sozusagen das Entscheiden über Emotion, das wäre dann,

00:23:36: Julius Grund: ich hatte ja vorhin von emotionaler Kompetenz gesprochen und von Emotionsausdruck,

00:23:40: Julius Grund: was eine Kompetenzfacette ist. Eine andere wäre Emotionsregulation.

00:23:46: Julius Grund: Das heißt, wie verändere ich auch Emotionen?

00:23:50: Julius Grund: Das kann einerseits geschehen, indem ich überhaupt erst mal eine Situation vermeide,

00:23:54: Julius Grund: also Situationsauswahl oder Veränderung.

00:23:57: Julius Grund: Das heißt, wenn ich zum Beispiel, sagen wir mal ein bisschen nachhaltigkeitsbezogenes

00:24:02: Julius Grund: Beispiel, ich habe mich viel mit Ernährung und dem beschäftigt, wie wir mit.

00:24:22: Julius Grund: Tieren umgehen das Fleischessen, ist in dem Sinne dann auch eine Emotionsregulationsstrategie,

00:24:26: Julius Grund: weil ich dann dieses schlechte Gewissen nicht mehr habe.

00:24:31: Julius Grund: Und gleichzeitig kann ich natürlich eine Situation verändern,

00:24:33: Julius Grund: denn verändert sich auch meine Emotion. Also wenn ich zum Beispiel eine Schwierigkeit

00:24:37: Julius Grund: habe im beruflichen Kontext, im Team, da hattest ja vorhin das Beispiel auch

00:24:40: Julius Grund: genommen, wie das so bei uns ist.

00:24:43: Julius Grund: Und da hängt einfach was schief und ich verändere diese Situation bewusst mit

00:24:49: Julius Grund: der anderen Person zusammen.

00:24:50: Julius Grund: Denn es ist auch diese Emotion weg und in dem Sinne reguliert.

00:24:53: Julius Grund: Das heißt, ich habe sie dann kontrolliert, aber quasi in der Art und Weise,

00:24:58: Julius Grund: wie ich es für richtig halte.

00:25:01: Julius Grund: Gleichzeitig kann ich auch Emotionen, die schon da sind, regulieren.

00:25:05: Julius Grund: Also zum Beispiel, ein klassisches Beispiel hatte ich vorhin schon mal angedeutet

00:25:08: Julius Grund: Klimaangst, ist ja sehr sehr weit verbreitet.

00:25:12: Julius Grund: Da ist es trickreicher wie in Bezug auf alle Nachhaltigkeitskrisen.

00:25:16: Julius Grund: Ich allein kann die Situation nicht unmittelbar verändern. Das wäre die beste

00:25:22: Julius Grund: Emotionsregulationsstrategie für Klimaangst. Ich verändere die Situation.

00:25:27: Julius Grund: Und das kann ich nicht alleine und das können auch alle nicht zusammen jetzt sofort.

00:25:32: Julius Grund: Und das ist wirklich, glaube ich, ein Knackpunkt in Bezug auf nachhaltigkeitsbezogene Emotionen.

00:25:37: Julius Grund: Dass so wie unsere emotionalen Systeme, jetzt mache ich ein bisschen einen Umweg noch,

00:25:42: Julius Grund: aber so wie unsere emotionalen Systeme entstanden sind,

00:25:46: Julius Grund: sind sie eigentlich hauptsächlich dafür da, dass wir auf was reagieren,

00:25:52: Julius Grund: was uns wieder fährt und die Emotion dann schon Energie bereitstellt,

00:25:57: Julius Grund: damit umzugehen, in welcher Art auch wie immer.

00:26:00: Julius Grund: Und das hat dann immer unmittelbar sich auf die Dinge bezogen, die es ausgelöst haben.

00:26:05: Julius Grund: Also wenn zum Beispiel ich von jemand angegriffen werde in der Welt und ich

00:26:10: Julius Grund: wehre mich entweder oder ich flüchte von dieser Person, dann verändert sich

00:26:14: Julius Grund: meine Emotion, aber die Situation hat sich auch verändert.

00:26:18: Julius Grund: Aber bei Nachhaltigkeit kann ich das eben nicht unmittelbar verändern, die Situation.

00:26:23: Julius Grund: Deswegen ist es emotional noch mal schwerer, damit umzugehen.

00:26:27: Daniela Baum: Das sind so diese Überlebensreaktionen, von denen du da sprichst,

00:26:30: Daniela Baum: ne? So dieses Flight-Fight-Freeze.

00:26:33: Daniela Baum: Also, ich flüchte entweder vor der Situation oder ich geh so in Schockstarre.

00:26:39: Daniela Baum: Oder ich geh halt in den Angriff über. Und ... das ist ...

00:26:44: Daniela Baum: Wahrscheinlich einfach ein wahnsinniges Dilemma, wenn man vor so einem komplexen

00:26:48: Daniela Baum: Problem steht, wie es halt nun mal jetzt Klimakrise beispielsweise ist Nachhaltigkeitsfragen,

00:26:53: Daniela Baum: dass man so überwältigt wird und eigentlich gar nicht weiß, wo man noch anpacken soll.

00:26:57: Julius Grund: Ja, diese Komplexität, also einfach diese ungemeine Komplexität und diese Größe

00:27:04: Julius Grund: der Probleme steht halt in keinerlei Verhältnis zu meinem erstmal subjektiv

00:27:11: Julius Grund: wahrgenommenen Wirkungskreis.

00:27:13: Julius Grund: Die sind halt viel, viel, viel, viel größer und es braucht eine Generation von Menschen.

00:27:20: Julius Grund: Um diese Probleme erst mal zu erzeugen. Und so braucht es auch immens viele

00:27:24: Julius Grund: Menschen und lange Zeit, um sie zu beheben, aller Regel nach.

00:27:29: Julius Grund: Und ich glaube, das ist halt wirklich so ein Knackpunkt im Umgang mit Emotionen.

00:27:32: Julius Grund: Deswegen ist, glaube ich, der Ausdruck dessen und der Austausch darüber noch

00:27:37: Julius Grund: viel wichtiger. Weil sozusagen Klimaangst nicht einfach morgen weg ist,

00:27:41: Julius Grund: weil wir den Klimawandel jetzt verändert haben. Wir haben die Situation nicht

00:27:45: Julius Grund: verändert. Es bleibt so.

00:27:46: Julius Grund: Deswegen wird sie aufrechterhalten werden. Da muss man gucken, wie geht man damit um.

00:27:50: Julius Grund: Und da ist zum Beispiel auch ... das drüber sprechen, ja, schon heilsam,

00:27:56: Julius Grund: hatten wir ja vorhin schon kurz angesprochen.

00:27:59: Julius Grund: Und gleichzeitig kann ich natürlich auch schauen, okay, was tut mir denn sonst

00:28:03: Julius Grund: gut? Wie kann ich zum Beispiel aber auch Emotionen oder Stress abbauen?

00:28:06: Julius Grund: Edward hat es ja eben angesagt, so diese klassischen Flight-Freeze-Reaktionen.

00:28:13: Julius Grund: Das sind beschriebene Reaktionen auf besonders sehr hohes Arousal.

00:28:19: Julius Grund: Also Arousal ist quasi eine Art von Anspannung oder Stress im Organismus.

00:28:23: Julius Grund: Und es ist zum Beispiel eine Dimension, wie ich überhaupt Emotionen erfassen kann.

00:28:28: Julius Grund: Also hat die Emotion hohes Arousal oder niedriges Arousal? Wut hätte zum Beispiel

00:28:33: Julius Grund: recht hohes Arousal, Angst auch.

00:28:36: Julius Grund: Trauer eher Mittel, würde ich sagen. Und da sind halt verschiedene Reaktionsmuster

00:28:41: Julius Grund: dabei, vielleicht auch Freeze.

00:28:43: Julius Grund: Oder inwiefern würdest du das in Zusammenhang bringen mit Nachhaltigkeit?

00:28:47: Daniela Baum: Also ich finde, das, was wir jetzt gerade so beobachten können,

00:28:51: Daniela Baum: in puncto Nachhaltigkeit oder gerade was die Klimaangst angeht,

00:28:54: Daniela Baum: ist ja, dass viele resignieren komplett, weil sie gar keinen Anpacken mehr haben.

00:29:00: Daniela Baum: Also dass sie es eigentlich sozusagen wegschieben möglicht aus der Wahrnehmung,

00:29:07: Daniela Baum: weil es sie die, glaube ich, es sogar überfordern würde, es überhaupt nur so

00:29:13: Daniela Baum: weit an sich ranzukommen zu lassen, dass sie irgendeine dieser Reaktionen,

00:29:17: Daniela Baum: also irgendeine dieser Gefühle ...

00:29:18: Daniela Baum: Fühlen. Und darauf reagieren müssten in irgendeiner Art und Weise.

00:29:25: Daniela Baum: Und dass sozusagen der Vorhang sogar schon vorher fällt, bevor ...

00:29:30: Daniela Baum: Bevor man überhaupt in die Situation kommt, ein Gefühl gegenüber dieser Klimakrise

00:29:35: Daniela Baum: zu verspüren und dann eine Art von Reaktionen dazu zu entwickeln.

00:29:39: Julius Grund: Mhm. Und da machen wir grad im eigenen Haus eine Studie.

00:29:45: Julius Grund: Das ist noch nicht veröffentlicht, aber das passt hier sehr gut.

00:29:48: Julius Grund: Deswegen geb ich vorläufige Ergebnisse schon mal rein. Die find ich in Bezug

00:29:52: Julius Grund: auf Emotion und Nachhaltigkeit sehr wichtig und auch sehr faszinierend.

00:29:57: Julius Grund: Genau, wir haben uns ... Wir haben tiefenpsychologische Interviews mit 80 Personen

00:30:01: Julius Grund: geführt und haben diese ausgewählt ...

00:30:04: Julius Grund: In Bezug auf die Gesamtverteilung von Nachhaltigkeitsbewusstsein.

00:30:08: Julius Grund: Also wir wollten nicht nur Menschen, die total nachhaltigkeitsbewusst sind,

00:30:11: Julius Grund: sondern eben genau auch Leute, die sagen, das mir total egal.

00:30:16: Julius Grund: So haben wir erst mal diese Stichprobe zusammengesammelt. Und was wir dann gefunden

00:30:22: Julius Grund: haben, wir haben auch zum Beispiel Personen verschiedene Bilder gezeigt,

00:30:26: Julius Grund: die verschiedene Nachhaltigkeitskrisen darstellen.

00:30:29: Julius Grund: Und immer auch gefragt, was macht dieses Bild mit ihnen? Blablabla.

00:30:34: Julius Grund: Und was grad so scheint von den Ergebnissen her, ist, dass wirklich fast alle

00:30:39: Julius Grund: Personen, selbst die, die sagen, das geht mich gar nichts an,

00:30:42: Julius Grund: mich auch gar nicht mit der Nachhaltigkeit.

00:30:44: Julius Grund: Das lässt mich quasi komplett kalt. Selbst die, die das sagen,

00:30:48: Julius Grund: die haben, wenn sie wirklich damit in den Kontakt gehen, haben starke emotionale

00:30:55: Julius Grund: Reaktionen auf diese Themen.

00:30:58: Julius Grund: Das heißt, diese Gruppe derjenigen, das wird in groß angelegten Studien gibt

00:31:03: Julius Grund: es manchmal immer diese Gruppe, denen das egal ist, die existiert quasi gar

00:31:07: Julius Grund: nicht auf einer emotionalen Ebene.

00:31:09: Julius Grund: Und dann kommt nämlich genau dieser Mechanismus ins Spiel, den du angesprochen hast.

00:31:15: Julius Grund: Wieso äußern sie sich dann so und wieso verhalten sie sich denn so?

00:31:18: Julius Grund: Und dann könnte man das so lesen,

00:31:20: Julius Grund: dass quasi die starken Emotionen, die ja da sind bei Ihnen, zweifelsohne,

00:31:24: Julius Grund: dass ein Mechanismus, um mit diesen umzugehen, ist eine Haltung,

00:31:30: Julius Grund: Klimawandel gibt es doch gar nicht.

00:31:34: Julius Grund: Ich meine, was ist denn das für eine erleichternde Emotionsregulationsstrategie.

00:31:39: Julius Grund: Wenn ich eigentlich tief im Inneren krasse Spannung oder auch Angst spüre und

00:31:46: Julius Grund: dann kann ich mir sagen, vielleicht auch noch einen Beitrag,

00:31:49: Julius Grund: den ich irgendwo finde, der das auch bestätigt, kann ich mir sagen,

00:31:51: Julius Grund: jetzt ist doch alles Quatsch.

00:31:54: Julius Grund: Und ich glaube, das ist auch wichtig zu verstehen, die die Macht auch,

00:31:58: Julius Grund: die das emotional hat, so eine Art von Erleichterung zu verschaffen,

00:32:02: Julius Grund: was, glaube ich, auch gut zeigt, warum auch Menschen dahin gezogen werden und

00:32:06: Julius Grund: warum halt einfache Antworten,

00:32:09: Julius Grund: Antworten, die das Problem negieren oder sagen,

00:32:12: Julius Grund: das existiert gar nicht, warum das so eine Anziehungskraft hat,

00:32:15: Julius Grund: ist nicht, weil die Leute sich nicht kritisch auseinandersetzen wollen oder

00:32:18: Julius Grund: so in der Welt sind, sondern, Weil, jetzt nicht in allen Fällen,

00:32:22: Julius Grund: aber ich würde sagen, auf jeden Fall in diesem Beispiel ist es so,

00:32:24: Julius Grund: weil eigentlich starke emotionale Reaktionen da sind und da muss ich irgendwie mit umgehen.

00:32:30: Daniela Baum: Es gibt ja auch die guten Beispiele in der Welt und die vielen Menschen,

00:32:37: Daniela Baum: die sich dann doch nicht unterkriegen lassen, was machen die dann anders?

00:32:42: Daniela Baum: Wie finden die einen Umgang mit diesen krassen Emotionen, vielleicht auch die

00:32:50: Daniela Baum: sie selber haben, gegenüber diesen komplexen Problemen, also überhaupt dieser

00:32:54: Daniela Baum: ganzen Komplexität der Aufgabe?

00:32:57: Daniela Baum: Wie kriegen wir die Leute quasi aus der Resignation raus oder aus der absoluten Negierung,

00:33:01: Daniela Baum: dass es vielleicht überhaupt ein Problem gibt, auch wenn sie das eigentlich

00:33:06: Daniela Baum: tief in sich drin wissen, in ein Handeln hinein, um was zu verändern und zu

00:33:12: Daniela Baum: sagen, nee, es geht eben doch noch.

00:33:15: Daniela Baum: Wir können noch was verändern und können eine andere Welt schaffen.

00:33:20: Julius Grund: Also es war ja quasi eine zweiteilige Frage. Einerseits, wie ist es bei den

00:33:24: Julius Grund: Leuten, die hoffnungsvoll handeln gerade?

00:33:27: Julius Grund: Und das andere, wie kann man denn die anderen verändern? Ich würde mal auf den

00:33:31: Julius Grund: ersten Teil am Anfang eingehen. Untertitel von Stephanie Geiges,

00:33:36: Julius Grund: Je mehr ich über diese Themen nachgedacht habe, desto mehr fiel mir auf,

00:33:41: Julius Grund: warum dieses Denke global und Handel lokal, warum das auch so gut ist,

00:33:47: Julius Grund: psychologisch gesehen.

00:33:50: Julius Grund: Weil genau diese Diskrepanz, die ich beschrieben habe, zwischen da sind irgendwie

00:33:54: Julius Grund: riesige Krisen und ich habe Emotionen in Bezug darauf und die bleiben aber bestehen,

00:33:59: Julius Grund: egal was ich tue, Genau das wird so ein bisschen ausgehebelt im global denken

00:34:04: Julius Grund: aber lokal handeln, weil ich sozusagen unmittelbar in meiner Lebensrealität Veränderung sehe.

00:34:13: Julius Grund: Und ich glaube das ist erstmal als Gegenspieler zu diesen starken Emotionen

00:34:19: Julius Grund: oder auch als Reaktion ist es glaube ich total wichtig auch Veränderung zu sehen.

00:34:23: Julius Grund: Deswegen kann ich auch sagen, in Bildungsarbeit ist es auch total gut.

00:34:27: Julius Grund: Wir waren jetzt auch sehr viel im Krisenhaften, zu schauen, was gibt es denn

00:34:31: Julius Grund: schon für positive Lösungen? Was gibt es für Positivbeispiele?

00:34:35: Julius Grund: Was sind eigentlich positive, wünschenswerte Zukunfte, zu denen wir hinwollen? So als Gegenbalance.

00:34:42: Julius Grund: Das ist, glaube ich, total wichtig. Und ich glaube, Menschen,

00:34:45: Julius Grund: die das schaffen, die trotz der Problemerkenntnis, die sie haben,

00:34:50: Julius Grund: und den damit zusammenhängenden Emotionen, die trotzdem handlungsfähig bleiben.

00:34:55: Julius Grund: Ich glaube, die Gehenheit ins Handeln, das ist ja auch eine Art von Bewältigung,

00:34:59: Julius Grund: sehen unmittelbar, sie können mit anderen zusammen vielfach auch Veränderungen herbeiführen.

00:35:06: Julius Grund: Und ich glaube auch wirklich, dass in diesen Personenkreisen auch wirklich der

00:35:10: Julius Grund: Austausch über Emotionen schon relativ etabliert ist.

00:35:13: Julius Grund: Wir hatten ja vorhin über den Schulbereich gesprochen, da war er ja gar nicht etabliert.

00:35:18: Julius Grund: Aber wenn ich mir auch Bewegungen anschaue, Extinction Rebellion zum Beispiel.

00:35:22: Julius Grund: Da habe ich doch den Eindruck, dass das Bewusstsein darüber,

00:35:26: Julius Grund: dass es einfach diese Räume gibt, wo Emotionen ausgedrückt werden,

00:35:30: Julius Grund: selbst wenn man denn damit gar nichts macht, dass das viel mehr da angekommen ist und der Fall ist.

00:35:36: Julius Grund: Und auch die Art von Selbstfürsorge ist auch, da habe ich jetzt keine Studie zu gelesen,

00:35:40: Julius Grund: ist nur mein persönlicher Eindruck, wenn ich mich damit auseinandersetze,

00:35:43: Julius Grund: auch die Art von Selbstfürsorge und ja auch überhaupt erstmal Bewusstsein darüber,

00:35:49: Julius Grund: dass diese Emotionen in mir sind und ich musste auch mich um mich selbst kümmern.

00:35:53: Julius Grund: Das ist, glaube ich, recht weit fortgeschritten, auch bei vielen Menschen, die sich engagieren.

00:35:57: Daniela Baum: Würde ich genauso sehen. Also ich bin hier auch lokal,

00:36:01: Daniela Baum: sind wir wieder beim lokal, in unserer Transition Town-Initiative unterwegs,

00:36:08: Daniela Baum: wo wir ja auch ganz bewusst sagen,

00:36:11: Daniela Baum: wir tun uns zusammen und wir machen einfach was, wir gehen uns handeln und warten

00:36:16: Daniela Baum: nicht darauf, dass sich politisch jetzt was bewegt und bleiben so lange sitzen

00:36:21: Daniela Baum: zu Hause, sondern gehen halt ins positive Handeln hinein und vor allen Dingen

00:36:25: Daniela Baum: auch mit so einer Fehlertoleranz.

00:36:28: Daniela Baum: Ich Ich glaube, das ist auch, was es einfacher macht.

00:36:34: Daniela Baum: Einfach sein zu können, auch in so einer Gruppe. Also mit allem,

00:36:38: Daniela Baum: was man so mitbringt und isst und tatsächlich auch im wortwörtlichen Sinne isst.

00:36:44: Daniela Baum: Dass man nicht so der 100%ige Öko sein muss, sondern halt auch dabei sein kann,

00:36:52: Daniela Baum: wenn man gerne noch Schnitzel isst oder wenn man vielleicht dann noch ein Auto hat.

00:36:56: Daniela Baum: Und wenn man vielleicht dann doch ab und zu auch noch fliegt und dann nicht

00:37:00: Daniela Baum: direkt ausgegrenzt wird.

00:37:02: Daniela Baum: Also wenn einfach die Bereitschaft da ist, diese verschiedensten Lebensperspektiven

00:37:07: Daniela Baum: auch wahrzunehmen und zu sehen und den guten Willen und die Haltung oder diese

00:37:15: Daniela Baum: Bereitschaft auch dazu,

00:37:16: Daniela Baum: sich noch weiterzuentwickeln, zu sehen ist.

00:37:19: Daniela Baum: Und dann ist da viel möglich zusammen. Und dann trägt diese Beziehungsebene

00:37:25: Daniela Baum: auch unheimlich, weil es ja tatsächlich auch durchaus immer mal dicke Bretter

00:37:30: Daniela Baum: sind, die man so dann dennoch bohrt.

00:37:33: Daniela Baum: Auch wenn man schöne Sachen machen kann und Gemeinschaftsgärten und was weiß

00:37:36: Daniela Baum: ich, das ist alles irgendwie sehr schön.

00:37:38: Daniela Baum: Aber hier und da spürt man ja auch auf lokaler Ebene dann wieder,

00:37:42: Daniela Baum: dass da doch Widerstände sind. Und da trägt die Beziehungsebene sehr stark, das stimmt.

00:37:49: Julius Grund: Ja und ich glaube, du hast ein bisschen jetzt schönerweise selbst auch auf den

00:37:54: Julius Grund: zweiten Teil der Frage geantwortet.

00:37:56: Julius Grund: Da ging es ja darum, was braucht es, damit Menschen sich auch wandeln.

00:38:00: Julius Grund: Und ich glaube, die Sachen, die du angesprochen hast, die würde ich genauso sehen.

00:38:05: Julius Grund: Es ist die Frage, mit welcher Haltung bin ich in solchen Bildungskontexten unterwegs.

00:38:12: Julius Grund: Und ich persönlich finde die Arbeiten von Carl Rogers,

00:38:15: Julius Grund: der hat sich mit Beratung hauptsächlich beschäftigt und geschaut,

00:38:19: Julius Grund: wie entfalten sich eigentlich Menschen im Beratungskontext, welche Art von zwischenmenschlichem

00:38:24: Julius Grund: Austausch ist eigentlich wertvoll, sich damit sehr viel beschäftigt.

00:38:28: Julius Grund: Und er hat da drei Facetten beschrieben.

00:38:31: Julius Grund: Das eine ist erstmal Empathie.

00:38:34: Julius Grund: Das heißt, ich will wirklich erstmal die andere Person verstehen und auch emotional verstehen.

00:38:42: Julius Grund: Dieses Interesse dahinter, nicht sofort meins dazugeben zu wollen und meine

00:38:47: Julius Grund: Meinung, sondern erstmal, ich versuche wirklich mich in deine Perspektive zu

00:38:51: Julius Grund: versetzen und versuche dich zu verstehen.

00:38:54: Julius Grund: Sagen wir, wie du es eben angesprochen, man ist noch nicht 100% nachhaltig,

00:39:00: Julius Grund: dann geht es nicht darum, oh Gott, wie kannst du fliegen, sondern was macht

00:39:05: Julius Grund: das eigentlich für dich?

00:39:06: Julius Grund: Du bist ja wahrscheinlich, bist du ja da in der Ambivalenz, weil dir ist ja

00:39:10: Julius Grund: Umweltschutz wichtig und dann muss es ja irgendwas geben, was dir noch wichtiger

00:39:14: Julius Grund: ist und was das für dich macht. Also bin ich daran interessiert,

00:39:19: Julius Grund: welches Bedürfnis erfüllt dir das?

00:39:21: Julius Grund: Das ist diese Facette der Empathie.

00:39:25: Julius Grund: Gleichzeitig hat er dann beschrieben, eine Art unbedingte Wertschätzung.

00:39:30: Julius Grund: Das heißt quasi nicht, alles was die Person tut, gut zu heißen,

00:39:34: Julius Grund: aber es heißt wirklich, den Kern der Person wertzuschätzen und eine positive

00:39:41: Julius Grund: Haltung zu diesen Menschen zu haben.

00:39:43: Julius Grund: Das macht, glaube ich, auch ganz viel in der Haltung.

00:39:46: Julius Grund: Und das Dritte ist dann Kongruenz.

00:39:49: Julius Grund: Das heißt, und da fühlt es uns wieder zurück zu den MultiplikatorInnen selbst,

00:39:53: Julius Grund: ich bin nicht im Kontakt eine außenstehende Person und bin nicht beteiligt,

00:39:58: Julius Grund: sondern ich bringe mich selbst ein, genau wie du auch gesagt hast,

00:40:02: Julius Grund: mit meinen eigenen Unzulänglichkeiten, mit meinen eigenen offenen Fragen,

00:40:07: Julius Grund: mit dem, wo ich mit mir selbst völlig unzufrieden bin oder wo ich gar nicht

00:40:10: Julius Grund: weiß, wieso mache ich das oder das, was auch immer es ist.

00:40:14: Julius Grund: Das heißt, ich bringe mich auch ehrlich selbst in die Beziehung ein.

00:40:18: Julius Grund: Und ich glaube, das sind drei sehr, sehr griffige und auch, finde ich,

00:40:22: Julius Grund: sehr praktische Säulen von so einer Art des Miteinanders.

00:40:27: Julius Grund: Und ich glaube, in so einer Art des Miteinanders in so einem Raum können dann Menschen...

00:40:33: Julius Grund: Sich viel besser wandeln, weil erstmal das, was ich ja beschrieben hatte aus

00:40:37: Julius Grund: dieser Studie, da ist ganz viel

00:40:39: Julius Grund: emotional erstmal da, das kann sich dann erstmal entfalten und zeigen.

00:40:45: Julius Grund: Und dann kann die Person selbst schauen, was passiert daraus und dann wird sich

00:40:49: Julius Grund: ein ganz neuer Wandlungsprozess ergeben.

00:40:52: Julius Grund: Aber auch aus eigener Erfahrung mit solchen, in unserem Kontext würde man sagen,

00:40:57: Julius Grund: transformativen Lernen oder Bildungsprozessen, ist es wirklich ein Wunder,

00:41:03: Julius Grund: wie wenn du mit solcher Haltung auf Menschen zugehst und versuchst,

00:41:08: Julius Grund: nur mal zu verstehen und nur mal diese Person so wertzuschätzen,

00:41:13: Julius Grund: wie sie da ist und dabei auch selbst spürbar im Kontakt zu sein,

00:41:16: Julius Grund: was sich für unfassbare Wandlungsprozesse im Menschen zeigen können,

00:41:20: Julius Grund: ohne dass man vorher ein Ziel hatte, ohne dass man vorher wusste,

00:41:24: Julius Grund: wo geht es hin oder die Person das Selbstwusste.

00:41:27: Julius Grund: Und da ist es dann auch, finde ich, sehr sehr bedeutsam.

00:41:32: Daniela Baum: Gibt es eigentlich, genauso wie es eine individuelle Verhaltensveränderung gibt

00:41:36: Daniela Baum: und kollektives Handeln, auch sowas wie diese individuelle Gefühlsebene und

00:41:43: Daniela Baum: eine kollektive Gefühlsebene?

00:41:47: Julius Grund: Es gibt, glaube ich, in der Sozialpsychologie so kollektive Emotionen und die Beforschung dessen.

00:41:54: Julius Grund: Und das beschäftigt sich dann meines Wissens nach mit so was wie auch emotionale Ansteckung.

00:42:00: Julius Grund: Also es ist zum Beispiel ja, wenn Massen Menschen zusammenkommen, dann,

00:42:06: Julius Grund: zeigen ja auch Menschen auf einmal Emotionen, die sie sonst so im Alltag gar nicht zeigen würden.

00:42:10: Julius Grund: Oder die auch ihnen unangenehm wäre, alleine zu zeigen. Das heißt,

00:42:14: Julius Grund: viele Menschen und Menschengruppen machen da noch mal viel, auch mit dem,

00:42:19: Julius Grund: wie ich eigene Emotionen empfinde, wie ich die ausdrücken kann und können auch

00:42:24: Julius Grund: einfach Menschen anstecken.

00:42:26: Julius Grund: Und es ist auch ganz tief in uns verankert. Also, ich weiß nicht,

00:42:29: Julius Grund: ob du das vielleicht schon mal gesehen hast, aber es ist ja so ein bisschen

00:42:31: Julius Grund: Das ist ein Klassiker im Kindergarten, wenn ein Kind sich stößt und weint,

00:42:35: Julius Grund: dass die anderen einfach losweinen.

00:42:39: Julius Grund: Obwohl sie ja gar nicht wissen, was da jetzt passiert ist. Und sie haben auch

00:42:42: Julius Grund: noch gar nicht den Intellekt oder die Ratio, um Gründe irgendwie da zu verstehen.

00:42:47: Julius Grund: Aber es ist quasi ein tiefer...

00:42:50: Julius Grund: Ich weiß nicht, ob Instinkt das richtige Wort ist, aber es ist auf jeden Fall tief verankert in uns.

00:42:54: Daniela Baum: Hat das nicht auch mit diesen Spiegelneuronen zu tun?

00:42:56: Julius Grund: Genau.

00:42:57: Daniela Baum: Das war das Spiegeln, ja. Also mir geht das durchaus auch so,

00:43:01: Daniela Baum: dass wenn ich jemanden weinen sehe, dann stehen mir auch schon direkt die Tränen

00:43:05: Daniela Baum: in den Augen, so ungefähr.

00:43:07: Daniela Baum: Und das stimmt, bei den Kindern ist das natürlich so. Und dann ist plötzlich das große Heukonzert.

00:43:12: Daniela Baum: Ja. Aber in der anderen Richtung ist es natürlich auch schön,

00:43:16: Daniela Baum: wenn nicht alle anfangen zu heulen, sondern sich gegenseitig irgendwie, ja, freudig anstecken.

00:43:23: Daniela Baum: Was natürlich auch... Es hat immer so seine...

00:43:27: Daniela Baum: Die beiden Seiten der Medaille. Es wird ja auch missbräuchlich genutzt,

00:43:31: Daniela Baum: zu emotionalisieren und dann vielleicht auch Propaganda zu betreiben darüber,

00:43:38: Daniela Baum: dass man halt dann versucht, einen Kollektiv in eine bestimmte Richtung zu beeinflussen

00:43:43: Daniela Baum: und das sicherlich auch ansteckend ist untereinander.

00:43:48: Julius Grund: Total und deswegen ist es ja auch so eine gefährliche Waffe,

00:43:52: Julius Grund: die genutzt werden kann Und deswegen war ja auch der Grund der politischen Bildung

00:43:57: Julius Grund: eher rationaler zu sein, nachdem was im Nationalsozialismus passiert ist.

00:44:02: Julius Grund: Genau, und zu deiner Frage, deswegen würde ich sagen, ja, es gibt diese Phänomene

00:44:07: Julius Grund: und die werden beforscht und so, aber ich würde sagen, also ganz zentral ist

00:44:12: Julius Grund: erstmal eine Emotion etwas, was ein Individuum erlebt.

00:44:16: Julius Grund: Also klar, es können dann mehrere Individuen gleichzeitig erleben und die haben

00:44:19: Julius Grund: miteinander zu tun, Aber auch die Betrachtungsebene von emotionaler Kompetenz

00:44:25: Julius Grund: ist dann neben der Wechselwirkung im Sozialen ist dann erstmal auch eine individuelle.

00:44:30: Julius Grund: Und das finde ich auch hat wieder dieses Emanzipatorische, dass wenn eine Person,

00:44:38: Julius Grund: eine emotionale Intelligenz oder Kompetenz besitzt, dann kann sie nicht einfach

00:44:43: Julius Grund: angesteckt werden von Emotionen von Leuten, egal was da passiert.

00:44:48: Julius Grund: Das heißt, ich kann mich immer dann auch selbst ins Verhältnis setzen mit diesen

00:44:52: Julius Grund: Dingen und mich auch selbst positionieren.

00:44:55: Julius Grund: Also ich bin da nicht ein Spiel bei dessen. Nur wenn ich halt sage,

00:44:59: Julius Grund: ja, emotionale Kompetenz ist mir unwichtig oder wir sind hier alle total rational,

00:45:03: Julius Grund: dann übernimmt halt nur einfach am unbewussten dieselbe dynamik das spielfeld

00:45:10: Julius Grund: und dann kann ich halt selbst auch nicht mehr entscheiden.

00:45:13: Daniela Baum: Das ist wahrscheinlich auch das was wir vorhin ja auch schon davon hatten,

00:45:16: Daniela Baum: dass man mit dieser emotionalen kompetenz auch einfach so eine emotionsregulation

00:45:21: Daniela Baum: halt viel besser in den griff bekommt.

00:45:26: Julius Grund: Und vielleicht nochmal um den Schwenk quasi zu Nachhaltigkeit und so zu machen,

00:45:31: Julius Grund: warum ich glaube, dass emotionale Kompetenz ja nicht nur allgemein,

00:45:36: Julius Grund: hatte ich ja vorhin auch schon gesagt, total wichtig ist für ein gutes menschliches

00:45:41: Julius Grund: Leben und ein gutes menschliches Miteinander,

00:45:43: Julius Grund: sondern speziell auch im nachhaltigkeitsbezogenen Lernen,

00:45:47: Julius Grund: ist das halt die Themen der Nachhaltigkeit, das was da, worum es da geht,

00:45:53: Julius Grund: das macht einfach beim Menschen schon jetzt ganz ganz ganz viele Emotionen.

00:45:58: Julius Grund: Das heißt, ich bin einfach in einem Lernfeld, was emotionaler ist als andere Lernfelder.

00:46:04: Julius Grund: Das erhöht schon mal die Relevanz von emotionaler Kompetenz und gleichzeitig

00:46:09: Julius Grund: dann natürlich auch, das hatte ich ja auch angesprochen, wie auch dann tiefgehende

00:46:13: Julius Grund: Lernprozesse in Bezug auf Nachhaltigkeit auch von Emotionen durchzogen sind.

00:46:18: Julius Grund: Und ich glaube, das macht es eben noch mal besonders wichtig und noch mal wichtiger

00:46:21: Julius Grund: als es ohnehin schon ist.

00:46:23: Daniela Baum: Wenn jetzt beispielsweise ein Lehrer, eine Lehrerin oder auch jemand,

00:46:28: Daniela Baum: der in der außerschulischen Bildungsarbeit tätig ist,

00:46:33: Daniela Baum: gerne eine emotionssensiblere Bildungsarbeit,

00:46:37: Daniela Baum: Bildung für nachhaltige Entwicklung machen möchte und nicht so recht weiß,

00:46:40: Daniela Baum: wie er oder sie loslegen soll, was wären so deine drei oder vielleicht auch

00:46:48: Daniela Baum: fünf Vorschläge, da ins handeln zu kommen als lehrende person.

00:46:54: Julius Grund: Also ich muss erst mal sagen bei menschen aus dem bereich von bne oder nachhaltigkeitsbezogener

00:46:59: Julius Grund: bildung aber auch allgemeinbildung erlebe ich erst mal eine unfassbar große

00:47:04: Julius Grund: neugier auf dieses thema.

00:47:07: Julius Grund: Also da ist irgendwie bei den meisten menschen habe ich den eindruck so ein

00:47:13: Julius Grund: gespür wie relevant das ist.

00:47:16: Julius Grund: Aber eben eine Zurückhaltung, weil es ist so schwer greifbar.

00:47:24: Julius Grund: Und wahrscheinlich ist es nicht schlecht, erstmal damit anzufangen,

00:47:27: Julius Grund: sich selbst da besser kennenzulernen mit Neugier.

00:47:32: Julius Grund: Also vielleicht erstmal auch unabhängig von der eigenen Bildungsarbeit zu starten,

00:47:36: Julius Grund: sondern eigentlich mal zu schauen, okay, was ist denn da in mir?

00:47:41: Julius Grund: Genau wie ich ja gesagt hatte, so die Balance zwischen Fokus im Außen und Fokus im Innen.

00:47:46: Julius Grund: Da mal mehr auch das Innere fokussieren, wenn ich das noch nicht so gemacht habe.

00:47:50: Julius Grund: Und dann vielleicht erstmal mit Menschen, nahestehenden Freundinnen erstmal

00:47:57: Julius Grund: über diese Themen ins Gespräch gehen. Also erstmal vielleicht eine Art von Selbsterfahrung

00:48:00: Julius Grund: sammeln, wenn ich das noch nicht habe.

00:48:03: Julius Grund: Und wenn es dann konkret um die Bildungsarbeit geht, könnte ich mir vorstellen,

00:48:08: Julius Grund: dass es interessant ist, sich einfach mal anzuschauen, was man da so macht,

00:48:12: Julius Grund: also was passiert sonst immer, und sich zu fragen,

00:48:16: Julius Grund: an welchen Stellen könnte ich dann so eine Art Ebenenwechsel machen,

00:48:21: Julius Grund: wo ich wirklich mal gucke, wir wechseln mal auf die emotionale Ebene und schauen

00:48:26: Julius Grund: mal darauf, wo bietet sich das an.

00:48:30: Julius Grund: Und dann würde ich mich fragen, wie sicher ist denn dieser Raum,

00:48:35: Julius Grund: Also wie persönlich darf es auch schon sein?

00:48:38: Julius Grund: Und wenn ich sage, okay, das sind vielleicht, ist eine Gruppe,

00:48:41: Julius Grund: die kommt das erste Mal so zusammen und wir kennen uns alle nicht,

00:48:44: Julius Grund: Dann würde ich eine Übung daraus machen, erstmal nur der Wahrnehmung.

00:48:50: Julius Grund: Wir haben uns jetzt mit irgendwas beschäftigt. Lass uns mal kurz Pause machen,

00:48:55: Julius Grund: in irgendeine Position setzen, legen, stellen, wie auch immer man möchte.

00:49:00: Julius Grund: Lass uns mal einfach die Augen schließen, Körper atmen und mal spüren,

00:49:05: Julius Grund: was ist denn da gerade los?

00:49:07: Julius Grund: Und es ist erstaunlich, wie viel kommt, wenn Menschen einfach mal rein spüren.

00:49:11: Julius Grund: Das heißt, das wäre auch so ein erster Schritt, finde ich.

00:49:14: Julius Grund: Und wenn ich aber eine Gruppe habe, wo ich sage, da ist schon Vertrauen,

00:49:18: Julius Grund: da ist die Basis, vielleicht eher da, dann kann ich mich fragen,

00:49:21: Julius Grund: okay, wenn wir jetzt diesen Ebenenwechsel machen und mal mehr auf die emotionale

00:49:25: Julius Grund: Ebene schauen, wie bietet sich das hier anzumachen?

00:49:28: Julius Grund: Tauschen wir uns darüber aus, vielleicht erst mal in kleinen Gruppen.

00:49:32: Julius Grund: Genau, ich würde also mal konkret planen und ausprobieren.

00:49:35: Julius Grund: Das habe ich übrigens auch in meiner eigenen Hochschullehrer,

00:49:38: Julius Grund: habe ich das auch so gemacht. Also für mich war es auch am Anfang ein Wagnis.

00:49:42: Julius Grund: Ich mache Einführungsseminar zu Erziehung und Bildung.

00:49:45: Julius Grund: Für mich war es auch erstmal ein Wagnis, darüber zu sprechen,

00:49:48: Julius Grund: emotionale Kompetenz zu sprechen, Reflexionsaufgaben mitzugeben,

00:49:51: Julius Grund: wo die Studis mal schauen, verschiedene Emotionen, wie häufig spüre ich die eigentlich?

00:49:58: Julius Grund: Einfach mal neugierig gucken, gibt es Emotionen, die ich eigentlich nie spüre?

00:50:01: Julius Grund: Gibt es welche, die ich häufig spüre?

00:50:03: Julius Grund: Das war auch für mich ein Wagnis. Ich habe es einfach mal ausprobiert und es

00:50:06: Julius Grund: war bei mir jetzt eine total positive Rückmeldung und so würde ich auch dazu einladen,

00:50:11: Julius Grund: sich kleine Situationen zu suchen in dem, was man ohnehin schon macht und das

00:50:15: Julius Grund: mal einzuflechten, einzubauen und dann zu schauen, wie ist es gelaufen.

00:50:20: Julius Grund: Ja, so weit vielleicht.

00:50:23: Daniela Baum: Danke dir. Ich könnte noch ewig mit dir weitersprechen.

00:50:29: Daniela Baum: Ich glaube, wir müssen so langsam mal zu einem Ende kommen. Ich fand das aber

00:50:33: Daniela Baum: wahnsinnig spannend, auch gerade nochmal das, was du zusammengefasst hast,

00:50:37: Daniela Baum: wie man sich dem ganzen Thema so annähern könnte in der Bildungsarbeit.

00:50:44: Daniela Baum: Und mir kam auch so ein Bild vom Innehalten, was vielleicht mehr Raum bekommen sollte.

00:50:51: Daniela Baum: Also einerseits diese sicheren Räume, das sehe ich auch so, dass es die viel

00:50:55: Daniela Baum: mehr geben muss im Bildungskontext, aber auch in anderen Kontexten,

00:51:00: Daniela Baum: wo Menschen miteinander in Verbindung gehen können, sich öffnen können.

00:51:04: Daniela Baum: Aber auch diese, es braucht Das braucht ja auch die Zeit, das braucht dieses Innehalten.

00:51:10: Daniela Baum: Was vielleicht auch viele Menschen, die politisch bewegt sind,

00:51:14: Daniela Baum: die auch in sozial-ökologischen Bewegungen unterwegs sind, vor lauter inneren

00:51:20: Daniela Baum: Antrieb, die Welt retten zu müssen, auch manchmal vergessen,

00:51:23: Daniela Baum: das innehalten und zu reflektieren und zu gucken, wie geht es mir denn jetzt

00:51:28: Daniela Baum: eigentlich in diesem ganzen Prozess?

00:51:29: Daniela Baum: Und wie kommen wir weiter?

00:51:33: Daniela Baum: Wie können wir uns diese ganzen komplexen Themen annehmen, ohne uns auch innerlich auszubrennen?

00:51:39: Daniela Baum: Und da braucht es letztlich immer wieder diese Momente des Innehaltens und des

00:51:44: Daniela Baum: Innereinschauens und Reflektierens und im besten Fall natürlich auch zusammen mit anderen,

00:51:50: Daniela Baum: dass man dann auch den Raum mit anderen gemeinsam hat, wo man das auch austauschen kann.

00:51:55: Julius Grund: Ja und da sind natürlich auch Ambivalenzen da, weil ich muss mich ja entscheiden

00:51:59: Julius Grund: zwischen tue ich gerade noch mehr, sage ich mal in Anführungsstrichen,

00:52:03: Julius Grund: für die Welt oder Priorisiere ich jetzt erstmal mich und meine Gesundheit auch?

00:52:11: Julius Grund: Und das sind ja auch Emotionen, dass in uns verschiedene Emotionen widerstreben

00:52:16: Julius Grund: oder auch gegeneinander uns in verschiedene Richtungen ziehen.

00:52:20: Julius Grund: Und auch da wieder, wenn ich da erstmal bewusst reinspüre,

00:52:23: Julius Grund: dem Raumgeber, mich damit auseinandersetze und schaue, was sind eigentlich meine

00:52:28: Julius Grund: Werte, vor welchem Hintergrund will ich mir das angucken oder in welche Richtung

00:52:32: Julius Grund: will ich auch gehen, dann kann ich halt da auch wieder eine eigene Entscheidung zu treffen.

00:52:38: Julius Grund: Und da glaube ich wirklich, dass diese andere Art des Inbeziehungstretens ja

00:52:44: Julius Grund: nicht nur dann für BNE gut ist,

00:52:47: Julius Grund: sondern auch für allgemeinen gesellschaftlichen Zusammenhalt,

00:52:52: Julius Grund: für allgemein Wohlbefinden und so.

00:52:55: Julius Grund: Und deswegen glaube ich, dass Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017,

00:52:59: Julius Grund: Genau diese Haltung des Innehaltens, du hattest es so schön beschrieben,

00:53:03: Julius Grund: und auch des sympathischen Zuhörens und Anerkennens auch von anderen Personen,

00:53:11: Julius Grund: dass das was ist, was uns sehr viel geben kann.

00:53:16: Daniela Baum: Julius, ich glaube, das war ein schönes Schlusswort. Ich danke dir vielmals

00:53:20: Daniela Baum: für dieses spannende Gespräch. Wir könnten wahrscheinlich noch diverse andere

00:53:23: Daniela Baum: Fässer jetzt aufmachen und weitersprechen in alle möglichen Richtungen über

00:53:28: Daniela Baum: Emotionen und emotionale Kompetenz.

00:53:31: Daniela Baum: Und ich fand das auch schön, dass du den Carl Rogers da nochmal reingebracht hast,

00:53:35: Daniela Baum: mit der Empathie, dieser unbedingten Wertschätzung und Konkurrenz,

00:53:40: Daniela Baum: die letztlich die Wandlungsfähigkeit auch bringt, die es den Menschen überhaupt

00:53:46: Daniela Baum: erst möglich macht, in so einen Wandelprozess auch gut reinzugehen,

00:53:51: Daniela Baum: in so eine Transformation.

00:53:53: Elisa Thomaset: Das war die zweite Folge in unserer Reihe Psychologie und gesellschaftliches

00:53:57: Elisa Thomaset: Engagement von Zukunftsfähig, der German Watch Podcast für eine nachhaltige globale Gesellschaft.

00:54:03: Elisa Thomaset: In den Shownotes findet ihr wie immer Links zu unseren Publikationen,

00:54:06: Elisa Thomaset: diesmal rund um das Thema Umweltpsychologie.

00:54:09: Elisa Thomaset: Außerdem haben wir dort einige weitere Links gesammelt, unter anderem zur Webseite

00:54:13: Elisa Thomaset: des Instituts Futurs und zum Handbuch Umweltpsychologie.

00:54:16: Elisa Thomaset: In der nächsten Folge sprechen unsere Kolleginnen Daniela Baum und Lea Große

00:54:20: Elisa Thomaset: von klimafakten.de darüber, was eine gelingende Klimakommunikation ausmacht.

00:54:25: Elisa Thomaset: Dabei untersuchen sie genauer, welche Fallstricke es bei der Kommunikation zur

00:54:29: Elisa Thomaset: Klimakrise gibt und beleuchten diese vor allem aus einer psychologischen Perspektive heraus.

00:54:34: Elisa Thomaset: Wenn ihr keine neue Folge mehr verpassen wollt, abonniert am besten direkt unseren Podcast.

00:54:39: Elisa Thomaset: Wir freuen uns über eure Kommentare und Anregungen zu dieser und unseren weiteren

00:54:43: Elisa Thomaset: Folgen. Schreibt uns dazu einfach eine Mail an podcast at germanwatch.org.

00:54:49: Elisa Thomaset: Diese Podcast-Folge wurde gefördert von Engagement Global mit Mitteln des Bundesministeriums

00:54:53: Elisa Thomaset: für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie durch die Postcode-Lotterie.